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Helau und Alaaf, woher stammen diese Karnevalsrufe?

helau
Gerd Altmann / pixelio.de
Helau oder Alaaf?
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 07.12.2019Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung

Am 11.11 um 11:11 Uhr beginnt in vielen Teilen Deutschlands die Karnevalssaison. Mit ihr halten nicht nur die farbenfrohen Kostüme Einzug in die Städte, sondern auch die Karnevalsrufe. Doch woher kommen diese merkwürdigen Ausrufe überhaupt und wieso findet man sie nicht überall gleichermaßen? Das alles und noch mehr erfährst du hier in diesem Artikel.

Inhalt des Beitrags:
  1. Die 5. Jahreszeit
  2. Helau
  3. Alaaf

Die 5. Jahreszeit

Die Karnevalszeit wird in Deutschland auch als die fünfte Jahreszeit bezeichnet. Sie beginnt in der Regel am 11. November um 11:11 Uhr und endet am Aschermittwoch im Februar oder März. Die Namensgebung kommt daher, dass dieser Zeitraum der zwischen mehreren Tagen und Wochen dauern kann, so dermaßen den Lebensrhythmus der Menschen beeinflusst, wie es sonst in der Regel nur die vier Jahreszeiten tun. Da es hier zu großen regionalen Unterschieden kommt, liegt die fünfte Jahreszeit nicht immer im gleichen Zeitraum und es kann sogar vorkommen, dass es sehr verschiedene fünfte Jahreszeiten gibt, die sich regional sehr stark unterscheiden. Allen gemein ist, dass sie in der Regel mit dem Beginn einer Fastenzeit enden.

Die Karnevalsrufe „Helau“ und „Alaaf“ kennt so ziemlich jeder und sie sind zu regelrechten Symbolen der Jecken und Narren geworden. In der Regel kann man sagen, wer sie ausruft, der ist in Feierhochstimmung und in bester Feierlaune. Normalerweise ist man, wenn man diese Rufe ausstößt bereit, sich unter die Kostümierten zu mischen und am närrischen Treiben teilzunehmen, doch hier ist Vorsicht geboten, denn die Rufe „Helau“ und „Alaaf“ sind stark regional geprägt und von daher nicht unbedingt überall willkommen. Gerade wenn man selbst nicht aus einer karnevalserfahrenen Region kommt, kann es hier schnell zu sehr interessanten Begegnungen kommen, nämlich immer dann, wenn der Karnevalsunerfahrene im Getümmel des Mainzer Karnevals lauthals „Alaaf“ ruft und die Umstehenden ihn daraufhin wohl mit einigen entsetzten Blicken begutachten werden. Auch ein Jecke, der beim Rosenmontagsumzug in Köln ein lautes „Helau“ von sich gibt, wird mit Sicherheit einige dumme Blicke ernten, aber sich ziemlich sicher damit geoutet haben, dass er keine Ahnung von den örtlichen Gebräuchen hat. So fest also diese beiden Rufe mit bestimmten Gebieten verbunden zu sein scheinen und man hier dementsprechend einen örtlichen Zusammenhang vermuten könnte, stellt man allerdings, wenn man den sprachlichen Hintergründen nachgeht fest, dass dem gar nicht so ist.

Helau

Der Begriff „Helau“ stammt schon wieder von unseren germanischen und keltischen Vorfahren und ist dementsprechend ein Relikt aus heidnischen Zeiten. Die Germanen und auch die Kelten kostümierten sich als Tiere, um die bösen Geister zu vertreiben. Gerade in den Wintermonaten so glaubten sie, suchten diese Wesen aus der Unterwelt die Erde auf und stifteten Unheil und Chaos. Die Unterwelt in der germanischen Mythologie unterlag der Totengöttin Hel. Die Germanen und Kelten glaubten, dass sie es war, die in der kalten Jahreszeit die Pforten ihrer Hölle aufmachte und so riefen sie „Hel auf“. Ursprünglich war die Bedeutung des „Helau“ wohl dementsprechend eher eine Variante des „Achtung, die Totengöttin Hel hat ihre Unterwelt geöffnet“ oder wohl eher „Los ihr Geister und Dämonen, macht euch zurück auf in die Unterwelt, aus der ihr gekommen seid“. Das „f“ vom „auf“ wurde mit der Zeit immer stummer und verschwand schließlich gänzlich, sodass nur noch das uns bekannte „Helau“ zurückgeblieben ist.

Alaaf

Die Ursprünge und die eigentliche Herkunft des Ausrufs „Alaaf“ kann nicht mehr so hundertprozentig bestimmt werden. Im altdeutschen und alemannischen heißt der Begriff „ a laaf“ nichts anderes als einfach nur Maske, aber auch als Ausruf taucht „All af“ im Mittelalter noch einmal auf, wo man es unter anderem oft als Trinkspruch verwendet und dementsprechend auch Trinkgefäße mit diesen Worten gravierte. Zumindest gravierte man jene, mit denen man einander zu prostete. In diesem Zusammenhang hieß „ all af“ wohl so viel wie „alle trinken auf“. Da der Karneval sowohl mit der Maskierung als auch mit Trinkgelage gefeiert wird und somit in Zusammenhang steht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass das Wort „Alaaf“ also einfach ein zusammengefasster Ausdruck für „alle maskieren sich und feiern“ sein soll und so seinen Platz im Sprachgebrauch gefunden hat.

 

Es ist also nicht so, dass diese beiden Ausrufe irgendwie einer bestimmten Region zugeordnet werden können oder es Gebiete gibt, die das alleinige Recht beanspruchen könnten diese Karnevalsrufe anzuwenden. Allerdings entwickelte sich im Laufe vieler Jahrhunderte aus der Tradition eine regionale Gewohnheit heraus, sodass es eine regionale Zuordnung dieser beiden Karnevalsrufe gibt. Prinzipiell dürfte man also durchaus auch in Köln, „Helau“ rufen ohne dabei einen historischen Fauxpas zu begehen, allerdings würde man sich hierbei doch dann stark von der Masse der Jecken abheben, die traditionell ihr „Kölle alaaf“ rufen um ihre fünfte Jahreszeit zu feiern. Wer möchte hier schon aus der Reihe tanzen und womöglich schief angeschaut werden?

 

[KaKra]

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