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Geburtsstillstand: Wenn plötzlich nichts mehr geht.
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Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 29.07.2021 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Geburt: Wenn plötzlich nichts mehr weitergeht
Ein fehlender Fortschritt bei einer Geburt, der sich über Stunden hinzieht, wird auch als Geburtsstillstand bezeichnet.
Eine Geburt dauert in der Regel mehrere Stunden vom Beginn der ersten Wehen bis zu dem Moment, in dem das Kind das Licht der Welt erblickt. Manchmal ist es auch möglich, dass die gesamte Geburt sich über mehrere Tage hinzieht - was jedoch eher selten ist.
In der Zeit der Wehen kann es zu kleineren oder auch längeren Pausen kommen, die den Anschein eines Stillstandes erwecken. Normalerweise ist dies noch kein Grund zur Besorgnis, wenn es Mutter und Kind dabei gut geht. Doch wann spricht man von Geburtsstillstand?
Der Zeitraum
Je nachdem, ob die werdende Mutter bereits Kinder natürlich geboren hat, geht man aus medizinischer Sicht davon aus, dass Pausen, in denen die Geburt unter der Phase der Muttermunderöffnung zu einem Stillstand kommt, bei Erstgebärenden nicht länger als 2 Stunden und bei Mehrfachgebärenden nicht länger als 1 Stunde andauern sollten, wenn alle unterstützenden Maßnahmen, wie zum Beispiel wehenfördernde Mittel, ausgeschöpft wurden.
Hat die Mutter eine Periduralanästhesie, kurz PDA, erhalten, verlängert sich der maximale Zeitraum bis man von einem Geburtsstillstand spricht, jeweils um 1 Stunde. In der Austreibungsphase, also nachdem der Muttermund vollständig geöffnet ist, sollte der Stillstand, auch bei guten Vitalwerten von Mutter und Kind, nicht länger als 1 Stunde anhalten.
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Gründe für den Geburtsstillstand
Es kann viele Gründe geben, warum es zu einem Geburtsstillstand kommt. Eine Wehenschwäche lässt sich meist durch wehenfördernde Mittel wieder in einen guten und produktiven Rhythmus bringen. Auch Lageanomalien des Kindes oder ein besonders großes Kind, im Vergleich zur Anatomie der Mutter, können Verursacher eines Geburtsstillstands sein. Dies ist aber eher selten der Fall, da bereits vor der Geburt die kindliche Lage und die ungefähre Größe durch Ultraschalluntersuchungen bekannt sind.
Ein weiterer Grund kann bei der Mutter selbst liegen, die möglicherweise aus Angst übermäßig verspannt und dadurch nicht in der Lage ist, effektiv mitzuarbeiten. Gerade dann nutzen die Geburtshelfer meist die Zeit des Stillstands, um der Mutter die Angst zu nehmen und sie in ein gesundes Selbstvertrauen zu sich und ihrem Körper zurückzuführen.
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Wenn der Geburtsstillstand andauert
Nicht immer lässt sich der Stillstand einer Geburt überwinden. Wann und in welchem Maß die Geburtshelfer eingreifen hängst vor allem davon ab, ob es Mutter und Kind gut geht. Zeigen beide gute Vitalwerte an, sollte die Geburt nur behutsam angetrieben werden. Also eher wie ein kleiner Schubs in die richtige Richtung.
Vorschnell alle vorhandenen Methoden zum Vorantreiben anzuwenden, kann sich unter Umständen negativ auf Mutter und vor allem Kind auswirken, da die meisten Mittel auch Stress verursachen, was negative Auswirkungen auf beispielsweise die kindliche Herzaktivität haben kann.
Die letzten Möglichkeiten
Was tun, wenn der Geburtsstillstand trotzdem nicht zu überwinden ist? Sind alle Mittel ausgeschöpft, ohne dass es in der Eröffnungs- oder Austreibungsphase weiter vorwärts geht, bleibt häufig nur das manuelle Eingreifen der Geburtshelfer. Je nachdem in welcher Phase der Geburt, der Stillstand eintritt, könnte dies bedeuten, dass die eventuell verwendete PDA anders dosiert werden sollte. Ist das Kind noch nicht weit genug in den Geburtskanal vorgedrungen, wird meist ein Kaiserschnitt vorgenommen.
Je weiter das Kind bereits beim Eintreten des Geburtsstillstandes das Becken passiert hat, kann auch eine zur Hilfenahme der Geburtszange oder Saugglocke dem Kind schneller auf die Welt helfen.
[SyKo]