Ich wollte es nicht wahrhaben, dass die Geburt anscheinend so unmittelbar bevor stand. Sie sollte am nächsten Morgen doch bitte noch mal zu mir kommen, mein Bauch würde sich sicher wieder beruhigen. Mittlerweile war es auch schon 22 Uhr und mein Mann ging zu Bett. Ich blieb unten im Wohnzimmer, weil ich überhaupt nicht müde wurde. Ja, zwischendurch zog es unangenehm im Bauch, aber im Vierfüßlerstand auf dem Sofa ging es mir super. Bis dann dieses komische Geräusch in meinem Bauch zu hören war. Ich sprang auf und lief zur Toilette... Ups, das war wohl der vorhergesagte Blasensprung...
Ich wusste, dass ich nun besser nicht mehr laufen sollte und bin auf allen Vieren wieder ins Wohnzimmer gekrochen und bin vor dem Sofa knien geblieben. Meinen Mann angerufen (4 Uhr) und gesagt, er solle doch bitte einen Krankenwagen rufen, meine Blase sei gesprungen. Das tat er dann auch. Die Sanitäter beschwichtigten mich (4:30), ich solle genauso weiteratmen, wie ich das im Vorbereitungskurs gelernt habe. "Ha, das habe ich noch nicht gelernt, ich war erst zweimal da!!" Langes Gesicht beim Sani mit leicht hektischer Mimik. "Einfach so weitermachen, das sieht schon ganz gut aus" meinte er dann.
Ich rauf auf die Liege, Mist, Haustür zu eng. Also übern Garten raus in den Krankenwagen. Dort mussten wir auf die Notärztin warten, die dann nach 15 Minuten auch kam. Mittlerweile kamen meine Wehen im Minutentakt, was nicht gerade zur Entspannung der anwesenden Sanitäter und der Ärztin beitrug. Sie gab das Zeichen "SEHR ZÜGIG" loszufahren. Die Ärztin wollte dann noch wissen, ob das Fruchtwasser verfärbt war. Unsere Toilette ist grau, ich konnte da keine Farbschattierung erkennen... Einige Minuten später konnte ich mir den Kommentar "ohne Pressen halte ich das aber nicht mehr lange aus" nicht verkneifen, wurde mit "Doch, zwei Kurven noch, dann sind wir da!!"vertröstet.
So war es auch. Rein ins Krankenhaus, runter von der Liege rauf aufs Kreißbett (4:50). Jetzt darf ich mich sicher gleich wieder bewegen um mich besser entspannen zu können, dachte ich. Die Hebamme untersuchte mich und meinte dann "wenn sie gleich das Gefühl haben, drücken zu müssen, dann tun sie das bitte". Wie? Jetzt schon pressen, ich dachte, jetzt gehen erst die richtigen Wehen los!
Aber so war es nicht, nach 4 Presswehen war unser Sohn dann geboren. Die Hebi meinte nur "setzen sie sich mal auf, damit sie ihren Sohn sehen können". Ui, der ist aber klein und dünn.. "Wie soll er denn heißen?" Fragender Blick zu meinem Mann "Jonas?" "Jonas!" seine Antwort. Auch das hätten wir eigentlich noch mal besprechen wollen, aber der Name passte dann plötzlich einfach perfekt. Da es nun ein Frühchen war, musste er gleich medizinisch versorgt werden, was mein Mann dann aber mit Adleraugen überwacht hat.
Ich durfte ihn dann im Brutkasten noch mal kurz sehen, dann wurde er gleich auf die Intensivstation verlegt. Ich wurde dann auch noch versorgt und kam auf die Station. Mein Sohn hatte richtig Glück, er wurde in Woche 34+6 geboren, war 2180 Gramm schwer, 48cm Groß und hatte einen Kopfumfang von 31cm. Mein Fruchtwasser war zwar grün, er hatte aber Glück und hat nichts davon eingeatmet, sodass er keine Infektion hatte.
Nach 12 Tagen auf der Intensivstation (er hätte auch verlegt werden können, aber die Schwestern waren scheinbar auch mal froh ein "richtig großes Baby" versorgen zu dürfen) durften wir mit unserem Krümel dann endlich nach Hause. Was für eine Wohltat ihn mal ohne Handschuhe anfassen zu dürfen und nicht ständig mit Desinfektionsmittel-vernebeltem Verstand durch die Weltgeschichte laufen zu müssen :-)
Es ging alles sehr schnell, aber die Geburt an sich war toll und wir haben alles gut überstanden. Von allen Ängsten und Sorgen in der Schwangerschaft habe ich alles gut überstanden nur das, was mir am selbstverständlichsten erschien - das Stillen - hat leider nicht geklappt. Wir haben ihn jeden Tag mehrmals angelegt, aber Jonas hatte sich zu schnell an die Flasche gewöhnt und hat die Brust komplett verweigert. Zu Hause habe ich es dann in der 12. Woche zum letzten Mal versucht, dann habe ich akzeptiert, dass er wohl ein Flaschenkind bleiben wird. Er entwickelt sich prächtig und ist ein richtiger Sonnenschein.
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