Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 11.02.2020 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Da sind so viele Nichtgemeinsamkeiten, dass ich manchmal denke, nach Spezies eingeteilt, liegen Damen und Herren in etwa so weit auseinander wie Fische und Vögel. Frauen diskutieren zumeist gern, während die Männer schon einfache Sätze wie "Die Zahnpasta ist alle!" nicht über die Lippen bringen. Mag man es für symbiotische Zusammenarbeit halten, wenn Frau sich bemüht etwas aufzuräumen und der Mann meint die Langeweile seiner Holden nur bekämpfen zu können, indem er wieder alles hinwirft.
Aber zumindest verschaffen die bei Frau dadurch entstehenden Emotionsausbrüche dem Nachwuchs den Vorteil, dass Mutter so manches Mal denkt: "Kinder, von mir aus noch zehn davon! Aber es wird einen Grund haben, dass man nur einen Ehemann haben darf. Das Gesetz wurde von einer erfahrenen Frau verfasst!"Diesen Traum erzählte ich morgens meinem Mann, der einen zunehmend verklärten Blick bekam und als ich meinte so in der Art könnten wir es uns ja abends vor dem Fernseher gemütlich machen, verfiel Joe in das hektische Nicken eines Frettchens. In der Hoffnung auf einen Abend voller Romantik besprachen wir später den Einkaufszettel. Schließlich nannte ich auch den besagten und so nötigen Apfelkuchen, der für mich das Highlight des Abends darstellen sollte, sowie die Schlagsahne. Verblüfft und fragend sah mein Mann mich an.
In mir stieg die Erkenntnis auf, dass hier wieder einmal der Unterschied der Geschlechter zugeschlagen hat. Denn während ich noch von einem kulinarischen Erlebnis sinnierte, schien die Auffassungsgabe meines Mannes irgendwo um die Worte nackig und Decke den Notausschalter gedrückt zu haben. So beraubte mich der nächste Satz sämtlicher Illusionen: "Also das mit deinem Traum finde ich toll, aber ich hab noch immer nicht verstanden, warum zum Henker Du Apfelkuchen brauchst?"Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 11.02.2020 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Einige Tage später schleppte mein Göttergatte vom Einkaufen gleich zwei Apfelkuchen nach Hause plus acht Becher Schlagsahne, die er mir mit verschmitztem Lächeln, präsentierte. Ein Abend in liebevoller Zweisamkeit schien sicher, der zusätzlich noch von einem guten Film gekrönt werden würde.
Ein wenig enttäuscht war er schon, das gebe ich zu, doch zumindest konnte er dem Gedanken kuschelnd Apfelkuchen zu essen auch vorteilhafte Seiten abgewinnen.
Einige Tage später schleppte mein Göttergatte vom Einkaufen gleich zwei Apfelkuchen nach Hause plus acht Becher Schlagsahne, die er mir mit verschmitztem Lächeln, präsentierte. Ein Abend in liebevoller Zweisamkeit schien sicher, der zusätzlich noch von einem guten Film gekrönt werden würde.Und ich schwöre, jeder Drogenspürhund wäre für eine solche Nase rückwärts gelaufen, denn durch geschlossene Gefrierschranktüren den Inhalt schnuppern, das schaffen wohl nur pubertierende, männliche Fressmaschinen. Den ganzen Abend klebten sie an uns, schnurrten wie Kätzchen und auf mein Argument, dass es nur nackig kuschelnd unter der Decke was gäbe - sonst ist die Androhung Mama nackt zu sehen das Erste, was meine Söhne flitzen lässt - kam von meinem Großen nur "Okay, aber nur wenn ich dafür auch Apfelkuchen bekomme!"
Es half nichts, wir mussten also teilen.Somit stand fest, dass zumindest im Punkt Nacktheit die Pläne etwas geändert werden mussten, indem wir aus nackt eher leger machten. Während nun der Kuchen im Ofen aufbuk, schlug ich die Sahne, mein Mann klappte die Couch aus und meine Söhne saßen sabbernd im Sessel in freudiger Erwartung ob ihres Apfelkuchens.
Neuer Versuch... gleiches Resultat. Meiner Meinung nach riecht der Apfelkuchen etwas streng.
Mittlerweile gucken mich meine Männer an, als wären sie noch nicht ganz sicher, welchen Facharzt ich benötige. Ich stelle den Teller zur Seite. Der Kuchen riecht immer noch! Und dann verfängt sich mein Blick an den Stiefeln meines Mannes, gleitet zu seinen Socken, die sich lasziv über den Schaftrand räkeln. "Schatz,... könntest Du eventuell... Ich meine, Du hast den ganzen Tag die Stiefel angehabt...!"Mit dunkelrotem Kopf hatte er verstanden. Stiefel und Socken raus, Mann wieder auf Couch, Decke übergeworfen, Teller auf Schoß, Apfelkuchen und Sahne in der Portionsgröße für 6-köpfige Familie auf Kuchengabel, mit beiden Händen die Gabel gen Mund stemmend... Neben mir fängt mein Mann an zu vibrieren, sein linker Arm schnellt nach vorn... verlegen schaut er mich an. Mit einem Höllenlärm brummt der Kasten, den er wie ein Handtäschchen umgehängt hat: Sein Langzeit-EKG!
Meine Söhne, gesättigt und mit Bauchschmerzen vom Lachen, weil Mutter abwechselnd vor Rührung um den Film und Verzweiflung über das Gelächter der Söhne, Tränen überströmt in ihren Kissen kauert und dicke Backen macht, weil der Apfelkuchen partout nicht hinunter will, sind weg. Der Film nähert sich einem völlig konfusen Ende, mein Mann vibriert weiter, jede Erschütterung treibt die Sahne wieder die Speiseröhre hinauf und ich schwöre mir in dem Moment, nie wieder auch nur in die Nähe von Apfelkuchen zu kommen.
[SyKo]
voll süß geschrieben,jaa solche unterschiedliche auffassung eines traumes kenn ich nur zu gut!