Albrecht E. Arnold / Pixelio.de
Nägelkauen - oft Zeichen innerer Anspannung
Bild: Albrecht E. Arnold / Pixelio.de
Autoreninfo | Mag. Birgit Schulz |
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aktualisiert: 04.11.2019 | Online Redakteurin |
Gesundheit und Homöopathie |
Kennst Du das auch? Jedes Mal, wenn ihr unterwegs seid und Dein Kind nervös wird, beginnt es prompt an seinen Fingernägeln zu kauen.Seine Nägel sehen daher schon ziemlich angeknabbert und unappetitlich aus. Auch die Nagelhaut ist eingerissen oder sogar blutig. Und langsam machst Du Dir Gedanken, woher diese Angewohnheit kommt und was Du dagegen tun kannst. Doch falls es Dich beruhigt: Dein Kind ist sicher nicht das einzige. Etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen knabbern zumindest gelegentlich an den Nägeln. Die Ursachen für diese weit verbreitete nervöse Störung können jedoch vielfältig sein und müssen nicht zwangsläufig auf ein schwerwiegendes seelisches Problem hindeuten.
Fingernägel ist eine Leerlaufhandlung
Fingernägelkauen (lat. Onchyophagie) bezeichnet das Kauen und Abnagen der Fingernägel, teils auch der umgebenden Nagelhaut. Man unterscheidet zwischen dem einfachen, gelegentlichen Abkauen der Fingernägel, dem Kauen der Fingernägel bis zur Entstehung kleinerer Verletzungen der Nagelhaut und dem exzessiven, zwanghaften Kauen der Fingernägel bis das Nagelbett nicht nur sichtbar wird sondern auch regelmäßig blutet und sich später häufig schmerzhaft entzündet. Obwohl Nägelbeißen in seinen schlimmeren Varianten als Form der Selbstverletzung gilt, sollte man gerade bei Kindern nicht sofort in Panik verfallen. Vielmehr solltest Du erst einmal genau beobachten, in welchen Situationen Dein Kind an den Fingernägeln knabbert. Nägelkauen ist eine Verlegenheits- oder Leerlaufhandlung, die betroffenen Kindern hilft, in unangenehmen oder einfach nur langweiligen Situationen innere Anspannung abzubauen. Oft tritt sie im Kindergartenalter, vielfach auch erst zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr auf. Nach der Pubertät wächst sich die Gewohnheit dann in vielen Fällen aus, etwa ein Drittel der Betroffenen führt sie allerdings auch im Erwachsenenalter fort.
Auslöser des Nägelknabberns
Ängste oder nervliche Überlastung können sich gerade auf das empfindliche Nervensystem von Kindern äußerst negativ auswirken. Konflikte in der Familie oder in der Schule können daher schnell dazu beitragen, dass das Kind sich überfordert fühlt. Auch ein Umzug der Eltern, der mit der Eingliederung in eine neue Kindergartengruppe verbunden ist, kann ein Auslöser für Nägelknabbern aus Unsicherheit sein. Vielleicht kommt die innere Anspannung Deines Kindes aber auch von Langeweile oder
Bewegungsmangel und kann durch ein neues sportliches Hobby, das mit viel körperlichem Einsatz verbunden ist und gleichzeitig das Selbstwertgefühl stärkt, behoben werden.
Mittel gegen das Kauen von Nägeln
Das Auftragen bitter schmeckender Tinkturen aus der Apotheke, das Eintauchen der Finger in aufgegossenes Wermutkraut oder das Aufkleben von Pflastern und Anziehen von Handschuhen sollte stets nur als zusätzliche Maßnahme zum Einsatz kommen. Vorgehensweisen dieser Art bekämpfen zwar die Handlung, nicht aber die Ursache. Ist diese nicht abgeklärt, kann es später bei erneutem Stress zu Rückfällen oder anderen Ersatzhandlungen kommen.
Das Kind nicht demütigen
Wichtig ist vor allem, Dein Kind nicht zu demütigen, indem Du es öffentlich bloßstellt oder zu sehr unter Druck setzt. Gerade zwanghaftes Nägelkauen geschieht oft unbewusst und wird nicht mehr wahrgenommen. Doch erfahrungsgemäß helfen Aufmerksamkeit und verstärkte Zuwendung beim Abgewöhnen des Nägelkauens eindeutig mehr als ständiges Herumnörgeln. Das erzeugt lediglich zusätzlichen Stress und schwächt das Selbstwertgefühl des Kindes weiter. Nimmt das Knabbern an den Nägeln allerdings trotz Deiner intensiven Bemühungen so massive Ausmaße an, dass es zu regelmäßigen Verletzungen und Entzündungen an der Nagelhaut und dem Nagelbett kommt, solltest Du dringend Hilfe einholen. Ein Kinderpsychologe kann sicherlich umfassendere Ursachenforschung betreiben und womöglich verhindern, dass sich die Angewohnheit Deines Kindes zu einer neurotischen Zwangsstörung auswächst.
[BS]