Autoreninfo | Katharina Krause | |
aktualisiert: 27.07.2021 | Vierfache Mutter und Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Es ist ziemlich offensichtlich, dass dein Kind quasi über Nacht einen riesigen Sprung nach vorn gemacht hat. Um die 37. Woche herum ist dieses vollkommen normal. Was dein Kind nun alles Neues kann und was besonders an diesem 6. Entwicklungsschub ist, erfährst du im folgenden Artikel.
Doch diese Entwicklung ist nicht von heute auf morgen passiert. Schon zwischen der 32. und 37. Woche hast du sicher festgestellt, dass sich die ruhige Phase, in der ihr euch seit etwa ein bis drei Wochen befunden habt, wieder dem Ende zuneigt.
Eine genaue Beschreibung der Anzeichen für diesen Entwicklungssprung findest du in dem Artikel Konkrete Anzeichen des 6. Entwicklungsschubs.
Leider ist es mit der Sorge um den Nachwuchs oft nicht getan. Das Baby klebt regelrecht wie eine Klette an ihnen und es fällt schwer, neben den alltäglichen Verpflichtungen, Ruhe zu finden. Auch an Schlaf mangelt es in dieser Entwicklungsphase häufig und so ist es nicht verwunderlich, dass die Eltern eines anstrengenden Kindes angespannt und erschöpft sind. Irgendwann kommt jeder Elternteil an den Punkt, wo es nicht mehr daran glaubt, dass es diesen Zustand noch lange aushält. Nicht selten beklagen Eltern in dieser Zeit, dass sie an Kopf-, Nacken-, Rückenschmerzen und teilweise Übelkeit leiden. Es wird niemanden weiter wundern, dass, wenn man sich mental und physisch seiner Belastungsgrenze nähert, die eigene Laune dabei auf der Strecke bleibt. In dieser schwierigen Phase ärgert sich wohl über kurz oder lang jeder einmal über das unmögliche Verhalten seines Babys.
Doch nicht nur mit der Beikost gibt es in dieser Zeit Probleme. Ebenfalls nicht ungewöhnlich ist es, dass gerade kurz vor dem Ende einer solch anstrengenden Phase, die stillenden Mütter die Nase voll haben und mit dem Gedanken spielen, ganz mit dem Stillen aufzuhören. Auch ihnen ergeht es nicht besser als den Eltern, die das Fläschchen geben. Erst will das Baby und dann will es wieder nicht. Bei jeder Mahlzeit kommt es zu einem Kampf mit dem Kind, das versucht, seinen eigenen Willen durchzudrücken. Kein Wunder also, dass die meisten Eltern ziemlich genervt und gestresst sind. In diesem angespannten Klima sind weder Streitigkeiten zwischen den Eltern und dem Kind, noch zwischen den Eltern eine Seltenheit. Auf allen Seiten liegen die Nerven quasi blank.
Der Grund für diesen Wandeln im Können und vor allem auch in den Interessen deines Kindes hängt direkt mit diesem mentalen Entwicklungsschub zusammen. Es ist nun plötzlich in der Lage, in Kategorien zu denken. Es nimmt also Gemeinsamkeiten verschiedener Dinge wahr und kann sie in verschiedene Schubladen einordnen. Für dein Baby sind diese Erkenntnisse über Kategorien eine enorme Leistung. Die Welt, die es bisher kennengelernt hatte, gibt es nicht mehr. Dafür aber eine, die nicht weniger spannend und aufregend ist. Für dein Baby gibt es nun ungeheuer viel zu entdecken und zu erkennen. Egal was es ansieht oder anfasst, alles wird mit dieser neuen Fähigkeit gescannt und abgespeichert. Doch so spannend die Welt auch ist, dein Baby wird auch dieses Mal seine ganz eigenen, individuellen Entscheidungen bezüglich seiner Interessen treffen. Hierbei richtet es sich vor allem an seinen Vorlieben, seinen Veranlagungen und natürlich auch seinem Temperament aus. Vermutlich wirst du die nächste Zeit viel zu tun haben, denn in diesem Alter lieben es die Kinder, sich auf Entdeckungstour zu begeben.
Ganz wichtig für dein Kind war auch die Einsicht, dass es sich genauso Bewegen kann, wie jeder andere Mensch um es herum auch. Selbst das Imitieren wurde zu einer Fähigkeit, die dein Kind erlernt hat. Darüber hinaus nimmt es nicht nur dich und die Menschen als Wesen wahr, sondern hat auch begriffen, dass es andere Dinge gibt, die wiederum Sachen tun, die dein Kind nicht umsetzen kann.
Jetzt hat dein Kind die Fähigkeit erworben, all die bisher gesammelten Erkenntnisse in Kategorien einzusortieren. Vorstellen kann man sich das ein wenig wie einen großen Schrank mit Schubladen und jedes Teil, auf das dein Kind trifft, hat bestimmte Merkmale und passt somit in eine der Schubladen hinein. Es gewinnt nun immer mehr ein Verständnis dafür, dass sich so die meisten Dinge in Gruppen einteilen lassen. Hierbei steht die Erkenntnis im Vordergrund, dass Dinge, die ähnliche Merkmale besitzen, häufig auch sehr ähnlich sind. Hierbei kann man die Gegenstände häufig über bestimmte Sinne ähnlich wahrnehmen. Dein Kind entdeckt also ganz konkret, dass es Dinge gibt, die sich ähnlich sehen, die sich ähnlich anfassen, die ähnlich klingen oder schmecken. Auch wird es erkennen, dass es mit Hilfe seiner Nase Dinge aufspüren kann, die ähnlich riechen. Was für uns banal klingt, ist für das Kind ein enormer Sprung in seiner mentalen Entwicklung. Es wird nun verstehen, dass ein Hund immer ein Hund ist - egal, ob er nun groß oder klein ist, schwarz, weiß, braun, grau oder vielleicht sogar mehrfarbig. Auch bleibt es ein Hund, selbst wenn er nicht aus Fleisch und Blut vor dem Kind steht. So erkennt das Kind nun also auch einen Hund auf einem Foto oder als Stofftier. Dies ist eine enorme Leistung. Dein Kind hat hierzu nichts anderes gemacht, als dem Hund eine Reihe an Merkmalen zuzuweisen und so diese alle zutreffen, spielt es keine Rolle wie bzw. wo es auf einen Hund trifft.Allerdings muss diese Erkenntnis weiter ausgebaut werden und dies wird nicht von einem Tag auf den anderen passieren. Wie auch wir Erwachsenen muss dein Kind einen Gegenstand, ein Tier oder einen Menschen erst einmal ordentlich kennenlernen und genau inspizieren, bevor es in der Lage ist, die passende Schublade zu wählen oder eine neue anzulegen.
Das Schwierigste daran dürfte sein, dass dein Baby erkennen und lernen muss, dass es immer bestimmte Kriterien und Voraussetzungen gibt, die etwas erfüllen muss, um in eine bestimmte Schublade zu passen. Solange es diese Erkenntnis noch nicht gewonnen hat, wird sein Einsortieren immer fehlerhaft sein. Doch du musst hierbei nicht viel tun, denn dein Baby wird vollkommen selbstständig beginnen, in diesem Bereich zu experimentieren und die Ergebnisse für sich zu nutzen.Es kann überaus spannend sein, wenn du deinem Kind dabei zusiehst, wie es etwas genau studiert und versucht, es in eine seiner bereits vorhandenen Schubladen zu sortieren. Du solltest dich nicht wundern, wenn dein Kind oft total fertig ist und nur noch schlafen möchte. Das, was es in seinem Forscherdrang leistet sind wahre Höchstleistungen.
Interessant ist überdies hinaus, dass wenn dein Kind erst einmal zu sprechen beginnt, es die meisten Kategorien, die auch du benutzt, erlernt haben wird. Spannend hierbei ist vor allem, dass es für manche ganz kreative Namen findet. Gerade das "Stapelhaus", welches bei vielen Kindern als Ersatz für ein Hochhaus dient, ist hierbei ein interessantes Beispiel. Du kannst anhand der zum Teil sehr kreativen Namensgebung übrigens auch erkennen, mit was sich dein Kind zu diesem Zeitpunkt auseinandergesetzt hat. Wenn du meinst, dass dies schon enorm viel ist, dann wird es dich sicher wundern zu hören, dass das aber noch nicht alles war. Auch versteht dein Kind nun allmählich, was es bedeutet, lieb, böse, unartig, fröhlich und traurig zu sein.Bis vor einigen Jahren dachte man, dass die Intelligenz eines Babys erst in diesem Alter entsteht, da man jetzt beobachten kann, wie das Kind anfängt, anders zu reagieren. Lange schien es recht umstritten zu sein, ob Babys tatsächlich in der Lage sind, zu denken. Doch tatsächlich denken Babys auch vor der 37. Woche. Allerdings in einer ihrem Alter und mentalen Reife angepassten Art und Weise.
Ab der 37. Woche hingegen wird dein Baby das erste Mal in Denkstrukturen denken, die auch für dich selbst zu verstehen sind. Du wirst von nun an zunehmend bemerken, dass du vorausahnen kannst, was dein Baby vorhat oder wie es ihm geht, einfach deshalb, weil ihr nun einander zu verstehen beginnt. Für dein Baby ist dies eine besonders anstrengende Zeit, denn es muss seine ganze Welt nun quasi neu erlernen. Was für uns etwas vollkommen Alltägliches ist, ist für dein Baby etwas vollkommen Fremdes und Unbekanntes. Wundere dich also nicht, wenn es einige Zeit braucht, bis sich die Kategorien wirklich im Leben deines Kindes verfestigt haben.Was dein Kind noch alles erlernt hat und wie du ihm helfen kannst, liest du in den Artikeln: