Pixelio - Wilfred Burgmann
Endlich bin ich da!
Bild: Pixelio - Wilfred Burgmann
Der Geburtszeitpunkt ist ein fein aufeinander abgestimmter, rein hormoneller Prozess. Der endgültige Start wird vom Kind gegeben (Ein Artikel von Hebamme Bettina Stawinski)
Die Nebennierenrinde des reifen, geburtsbereiten Kindes schüttet ein Hormon aus und erst dann entstehen Wehen.
Wehenhormone bereiten die Mutter vor
Um die Mutter vorzubereiten, schüttet die Hirnanhangdrüse immer mehr Wehenhormone aus, die den Muttermund reifen lassen und den Körper auf das Abenteuer Geburt vorbereiten. Es ist ein fein aufeinander abgstimmtes Zusammenspiel zwischen der Mutter und dem Kind.
Manchmal weht eine Frau mehrere Tage und Nächte leicht vor sich hin und der Muttermund geht langsam, Stück für Stück, manchmal von der Frau völlig unbemerkt auf. Wenn nun diese Frau zum Gynäkologen geht und bei der vaginalen Untersuchung ein mehr als reifer Befund ertastet wird, die Frau sich dann auch noch am Tag des errechneten Termins oder gar ein paar Tage darüber befindet, wird die Einleitung empfohlen.
Missachtet wird aber meiner Meinung nach häufig, dass ein Kind, das die Geburt langsamer als erwartet ansteuert, einen Grund dafür hat.
Die schonende Geburt
Es schont sich und seine Mutter und zieht eine langsame Geburt vor. Lässt man solche sanften Eröffnungen in Ruhe, kann es durchaus sein, dass sich der Muttermund bis auf 6-7cm öffnet und es dann zu schnellen Wehen kommt. Viele solcher Geburten verlaufen dann häufig sehr schnell.
Nun kann ich mich als Geburtshelferin und als werdende Mutter entscheiden, ob ich den schonenden Weg laufen lasse, weil die Natur sehr selten Fehler macht, oder ob ich mich mit Wehenmitteln einmische, die den schonenden Vorgang beschleunigen und unter Umständen das Kind und die Mutter viel mehr stressen, als es nötig wäre.
Die eingeleitete Geburt
Eingeleitete Geburten müssen nicht unbedingt als schmerzhafter empfunden werden, allerdings erlebt es ein Großteil der Frauen so. Hinzu kommt, dass eine Einleitung bei ca. 50% der Frauen einen Kaiserschnitt zur Folge hat.
Gründe dafür sind folgende:
- Die Einleitungsversuche schlagen nicht an und die Mutter wirft nach mehreren Tagen des vaginalen Untersuchens entnervt das Handtuch
- Eine Überdosierung des Wehenmittels
- Die Herztöne werden schlechter
- Die Fruchtblase springt vorzeitig, die Geburt ist aber immer noch nicht losgegangen und die Mutter hat eine Infektion bekommen
- Die Geburt gerät unter einer meist frühzeitigen PDA ins Stocken, weil der Körper die Wehnmittel nicht mehr erkennt und es wegen Geburtsstillstand zum Kaiserschnitt kommt
Eine Einleitung kann natürlich auch unproblematisch ablaufen, aber die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen ist hoch und nicht gut zu kontrollieren. Die Gefahr in der Geburtshilfe liegt nicht im "nichts tun", sondern im zu vorschnellen Handeln.