Zuerst einmal muss man verstehen, warum ein Junge ein Junge ist und ein Mädchen ein
Mädchen. Die Unterscheidung wird in den Geschlechtschromosomen festgelegt, die man
auch als Genosomen bezeichnet. Jeder Mensch hat zwei Geschlechtschromosomen, von
denen er je eines von seiner Mutter und seinem Vater geerbt hat. Die Geschlechtschromosomen werden in X- und Y-Chromosomen unterteilt. Eine
Frau hat immer zwei X-Chromosomen, während ein Mann immer ein X- und ein Y-Chromosom
hat. Unter bestimmten Umständen kann es dazu kommen, dass ein Mensch auch mehr
als zwei Geschlechtschromosomen hat. Dieser Zustand führt aber in der Regel immer zu einer
Behinderung. Bei der regulären Entstehung eines Kindes ohne irgendwelche Anomalien wird immer ein
Chromosom von der Mutter und eines vom Vater vererbt.
Das Spermium bestimmt das Geschlecht
Die Tatsache, dass ein Kind grundsätzlich ein Geschlechtschromosom von seiner Mutter und
eines von seinem Vater erbt sorgt im Endeffekt auch dafür, dass das Geschlecht ausschließlich
über das Spermium des Mannes festgelegt wird. Da jede Frau bei den
Geschlechtschromosomen nur zwei X-Chromosomen zur Verfügung hat, die sie weitergeben
kann, bleibt es also an den männlichen Spermien, die entweder ein X- oder ein Y-Chromosom
beinhalten, ob das Kind nun ein Junge oder ein Mädchen wird. Hiermit ergibt sich nun auch,
dass der lange Zeit bestandene Mythos, dass eine Frau nur Jungen oder Mädchen zur Welt
bringen kann, völliger Unsinn ist, da das Geschlecht ausschließlich vom Spermium, das die Eizelle letztendlich befruchtet bestimmt wird. Trägt besagte Spermienzelle ein Y-Chromosom,
wird das Kind ein Junge, trägt die Spermienzelle ein X-Chromosom, wird das Kind ein
Mädchen.
Wie lässt sich das Geschlecht beeinflussen?
Ideen, wie man das Geschlecht des Kindes beeinflussen kann, gibt es viele, doch in der Regel
bleibt es meistens dem Zufall überlassen, ob es erfolgreich ist oder nicht. Manche Paare, die
sich ein Mädchen wünschen, streuen hierfür Zucker in die Fensterbank und hoffen, dass dieses
dafür sorgt, dass es ein Mädchen wird. Andere Paare glauben, dass das Licht einen Einfluss
darauf haben könnte und passen ihr Liebesleben auf das Wunschgeschlecht des Kindes an.
Mythen und Ideen, wie man das Geschlecht des Kindes beeinflussen kann, gibt es wie
Sand am Meer. Die meisten davon funktionieren wohl mehr durch Zufall. Allerdings gibt es zumindest eine
Studie eines Biologieprofessors namens Dr. Alexander Lecherl, der zu dem Schluss kam, dass in milden Wintern mehr Jungen gezeugt werden als bei sehr kalten
Temperaturen. Um dies herauszufinden, verglich er Geburts- und Wetterdaten in Deutschland
aus den Jahren 1946-1995. Eine Erklärung für dieses Phänomen gibt es allerdings bis heute
nicht und somit bleibt eigentlich nur die Theorie, dass sich die Samenzellen, die ein Y-
Chromosom enthalten bei milden Temperaturen besser entfalten könnten als bei sehr kalten.
Y-Chromosomen, die schnellen Sprinter
Grundsätzlich kann man sagen, dass das Y-Chromosom leichter ist als ein X-Chromosom und
somit die Spermien, die ein Y-Chromosom enthalten, in der Regel deutlich schneller sind, aber
dafür auch deutlich empfindlicher auf ungünstige Bedingungen reagieren. Spermien mit einem X-Chromosom bewegen sich in
der Regel langsamer, sind dafür aber um einiges robuster und auch deutlich langlebiger als die
Y-Chromosom tragenden Spermien.
Eine noch nicht ganz widerlegte Idee zur Beeinflussung des Geschlechtes des Kindes kann
man aufgrund des Gewichtsunterschiedes und der Geschwindigkeit der Spermien testen.
Hierzu muss man einfach nur sein Geschlechtsverkehr so planen, dass die schnellen oder eben
die langsamen Spermien eine bessere Chance haben, das Ei zu befruchten. Will man mit dieser
Methode zu einem Mädchen kommen, so ist der beste Zeitpunkt drei Tage
vor dem Eisprung. Hier sind eindeutig die X-Chromosom tragenden Spermien im Vorteil, da
diese in der Regel langlebiger und robuster sind als Y-Chromosom tragende Spermien, deren
Schnelligkeit hier nicht wirklich viel hilft. Wünschen sich die Eltern hingegen einen Jungen,
so sollte der Geschlechtsverkehr am Tag des Eisprungs oder kurz danach stattfinden, da dann
die Chance am größten ist, dass die schnellen Y-Chromosom tragenden Spermien die Eizelle
vor den X-Chromosom tragenden Spermien erreichen. Die Erfolgsrate dieser
Beeinflussungsmethode liegt bei etwa 70-80 %, allerdings muss man wissen, dass es
lediglich 46 Paare waren, die an der Studie von Dr. Landrum B. Shettles teilgenommen haben.
Eine andere Idee das Geschlecht des Kindes zu beeinflussen entsteht aus der Robustheit der
einzelnen Spermien. So soll ein saures Scheidenmilieu dafür sorgen, dass sich die etwas
empfindlicheren Y-tragenden Spermien schlechter durchsetzen können als die X-
tragenden Spermien, die in einem sauren Milieu relativ wenig Probleme haben. Sollte sich die
Frau also ein Mädchen wünschen, müsste sie ihre Ernährung dahingehend umstellen, dass sie
ein möglichst saures Milieu schafft. Demnach müsste sie sehr viel Calcium und Magnesium zu
sich nehmen. Frauen hingegen, die sich einen Jungen wünschen, sollten viel Natrium und
Kalium zu sich nehmen, was das Scheidenmilieu weniger sauer werden lässt. Hier ist dann wieder
die Schnelligkeit der Y-Chromosom tragenden Spermien von Vorteil. Diesen Zusammenhang
veröffentlichte 1995 der französische Gynäkologe François Papa in einem Buch mit einer
speziellen Diät, die den pH-Wert des Scheidenmilieus beeinflussen soll.
Künstliche Befruchtung
Während alle Methoden mehr oder weniger zufällig funktionieren und
auch viel vom Glück abhängen, gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, das Geschlecht des Kindes
schon vor der Empfängnis zu bestimmen. Wer dies möchte, kann bei der künstlichen
Befruchtung in den USA darum bitten, dass man die X- und Y-Chromosom tragenden Spermien
voneinander trennt und so gezielt einen Jungen oder ein Mädchen bekommt. Billig ist diese
Methode nicht, denn sie schlägt mit umgerechnet etwa 2000€ zu Buche und ob das aus
ethischen Gesichtspunkten eine vernünftige Methode ist, darüber kann man sich mit
Sicherheit auch streiten. Grundsätzlich scheinen vor allem Paare, die bereits ein oder mehrere
Kinder haben, hier bestimmte Wünsche zu haben, die sie gerne umsetzen würden.
In Deutschland muss man allerdings dazu sagen, dass diese Vorgehensweise verboten ist,
denn hier fällt die Geschlechterselektion unter das Embryonenschutzgesetz. Unter diesem wird
geregelt, dass es zu keiner Geschlechterselektion kommen darf, es sei denn, dass diese zur
Vermeidung von bestimmten Erbkrankheiten durchgeführt wird. Somit ist dieses Verfahren
derzeit in Deutschland nur unter speziellen Voraussetzungen überhaupt möglich.
Was tun, wenn es nicht geklappt hat?
Zwar ist es in der Regel vollkommen egal, ob man einen Jungen oder ein Mädchen bekommt,
doch gerade Frauen haben hier deutliche Präferenzen. Nicht selten kommt es dann bei der
Ultraschalluntersuchung um den fünften Monat herum dazu, dass eine Frau bei ihren Wünschen
enttäuscht wird. Diese Enttäuschungen sind häufig von jener Sorte, über die man in der Regel
kaum sprechen kann. Natürlich ist es in der Theorie vollkommen egal, welches Geschlecht das
Kind letztendlich hat und trotzdem ist es für viele Mütter eine Enttäuschung und löst Verwirrung
und Trauer aus, wenn das Wunschgeschlecht ein Wunsch bleibt. Viele Mütter versuchen diese
Gefühle zu unterdrücken und nicht darüber zu reden, doch genau das ist eigentlich ein Fehler,
denn als Frau sollte man durchaus darüber sprechen, dass man enttäuscht oder traurig darüber
ist, dass dem Wunsch nicht entsprochen wurde. Schämen muss sich hierbei niemand, denn das
geht vielen Müttern so und es ist auch kein Hinweis darauf, dass man hinterher mit dem Kind
irgendwelche Schwierigkeiten haben wird.
Meistens ist die Präferenz für ein bestimmtes
Geschlecht sowieso daher geprägt, dass man irgendein Bild von seinem Kind im Kopf hat, das
es womöglich selbst mit dem richtigen Geschlecht nicht einhalten wird. So stellen sich viele
Mütter ihre Töchter als kleine Prinzessinen vor und sind dann enttäuscht, wenn sie statt einer
kleinen Prinzessin einen keinen Draufgänger bekommen. Dabei ist gar nicht gesagt, dass ein
Mädchen unbedingt zu einer kleinen Prinzessin wird oder der Junge zu einem Rabauken.
Vielleicht hat man auch einfach ein Mädchen, das schlimmer als ein Junge Raufereien sucht
und Fußball spielt und einen Jungen, der seine Zeit lieber mit malen, tanzen oder Bücher lesen
verbringt. Wie das Kind sich
charakterlich entwickelt, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Somit hat man quasi zwei
Momente, wo man enttäuscht werden kann: Beim Ultraschall oder der Geburt, wenn das
Geschlecht ermittelt wird und dann einige Jahre später noch einmal, wenn das Kind seinen
Charakter und seine Vorlieben zeigt.
[KaKra]