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Die Geschichte vom Kaiserschnitt

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 20.08.2021Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Der Kaiserschnitt ist heute eine recht häufig angewendete Geburtsmethode, bei der das Kind operativ auf die Welt geholt wird. Ganz bewusst treffen werdende Mütter oft ihre Entscheidung zu dieser Entbindungsart.

Frauen in vergangenen Jahrhunderten waren da  weniger vom Gedanken einzunehmen, ihre Baby aus dem Bauch heraus operieren zu lassen. Dies hat triftige Gründe, die wir historisch etwas beleuchten wollen.

Geschichte vom Kaiserschnitt

Der Name 'Kaiserschnitt' ist, der Legende nach, auf den römischen Kaiser Julius Cäsar zurück zu führen, der angeblich als Kaiserschnitt-Geburt zur Welt kam. Nach heutiger Erkenntnis, ist allerdings anzunehmen, dass Julius Cäsar kein Kaiserschnitt war. Es sprechen zu viele Fakten dagegen. Einziger schriftlicher Nachweis über diesen angeblich ersten Kaiserschnitt in der Geschichte, stammt vom römischen Schriftsteller Plinius, der etwa 100 Jahre nach dem Tod von Julius Cäsar geboren wurde. Weiterhin gegen die Schnittgeburt des römischen Kaisers spricht die Tatsache, dass seine Mutter Aurelia noch Jahre nach Julius Cäsars Geburt lebte. Es war nicht üblich den Kaiserschnitt an lebenden Frauen durchzuführen. Erst wenn diese während der Geburt verstarben, öffnete man den Leib, um das Kind getrennt von der Mutter bestatten zu können. Kinder, die auf diese Weise überleben konnte, bezeichnete man bis ins Mittelalter als "nicht Geborene".

Der erste Kaiserschnitt

Es gibt nur wenige frühe Quellen über Kinder, die nach dem Tod der Mutter lebend aus dem Bauch geholt werden konnten. Zu den frühesten, die man historisch kennt, wenn auch nicht wirklich absolut sicher belegen kann, gehören der katalanische Heilige Raymond Nonnatus, geboren um 1204 und 1316 der spätere schottische König Robert II, ein Enkel des berühmten schottischen Königs Robert "The Bruce". Es gab zwar bereits ab dem 6. Jahrhundert ein Gesetz, dass gebot bei einer im sterben liegenden oder unter Geburt verstorbenen Schwangeren unverzüglich den Kaiserschnitt vorzunehmen, um auch gegebenenfalls das Kind noch retten zu können, doch wurde dies eher in Ausnahmefällen praktiziert. Als Begründung das Gesetz zu umgehen, reichte aus auszunehmen, dass für das Kind jegliche Hilfe zu spät käme.

Erster tatsächlich belegbarer Kaiserschnitt an einer lebenden Frau, war gleichzeitig auch recht spektakulär. Der Schweizer Jacob Nufer, aus Siegershausen im Kanton Thurgau, bangte um 1500 über Tage um das Leben seiner Frau Elisabeth, die in den Wehen lag, ohne dass sich ein Geburtsfortschritt abzeichnete. Man geht heute davon aus, dass das Kind eine Lageanomalie gehabt haben könnte, die eine natürliche Geburt verhinderte. Jacob, von Beruf Schweineschneider, was einem Tierkastrator entspricht, wollte seine Frau nicht einfach sterben lassen und besann sich auf seine Kenntnisse in der Anatomie der Schweine. So führte er selbst den Kaiserschnitt an seiner Frau durch und zum allgemeinen Erstaunen, überlebten Mutter und Kind nicht nur, seine Frau gebar im Folgejahr sogar Zwillinge auf natürlichem Weg.

Der erste in Deutschland erfolgreich durchgeführte Kaiserschnitt, ist für das Jahr 1610 datiert. Jeremias Trautmann soll ihn in Wittenberg durchgeführt haben. Insgesamt muss man allerdings auch sagen, dass die sehr seltenen Ausnahmen, bei der die Mutter den Kaiserschnitt überlebte, wesentlich mehr Beachtung fanden, als die Zahl derer, die verstarb. Dabei handelte es sich um fast alle Frauen, die man auf diesem Wege entband. Blutungen, Sepsis und viele andere Einflüsse, ließen die Frauen, die beim Kaiserschnitt nicht schon unter dem Eingriff starben, innerhalb von wenigen Tagen danach versterben. Man kann daher zu Recht sagen, dass bis ins 19. Jahrhundert der Kaiserschnitt einen ziemlich sicheren Tod bedeutete.

Überlebenschance über 50%

Der erste Arzt, dem es gelang zumindest eine etwas 50%ige Überlebenschance für Frauen nach dem Kaiserschnitt zu erreichen, war der Italiener Edoardo Porro, der ab 1876 in Padua ein Vorgehen entwickelte, bei dem mit dem Kaiserschnitt gleichzeitig die Gebärmutter entfernt wurde. Mit zunehmend verbesserten Hygienebedingungen, der Einführung des Nähens des Uterus, Entwicklung von Antibiotika und schließlich durch Hermann Johannes Pfannenstiel, der die Schnitttechnik quer, statt wie bis dahin längs über den Bauch, entwickelte, konnte der Kaiserschnitt sowohl für Mutter als auch Kind lebensrettend werden. Allerdings war er nach wie vor nur als absolute Notlösung zu sehen, wenn eine "normale" Entbindung nicht möglich war, ohne dabei die Mutter zu verlieren.

Statistisch gesehen, wird heute in Europa jedes 3. Kind mit Kaiserschnitt geboren. Die medizinische Notwendigkeit dieser operativen Geburtsmethode, ist hierbei nur etwa bei 10% der Geburten gegeben oder zumindest vorbeugend begründet. Die hohe Anzahl darüber hinaus, setzt sich zum Großteil aus Wunschkaiserschnitten der werdenden Mütter zusammen. Einen weiteren Anteil haben die prophylaktischen Schnittgeburten, bei der Ärzte aus Haftungsgründen jegliches Risiko ausschließen wollen.

[SyKo]

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