Fotolia
Mit Bauklötzchen zu spielen ist eine Herausforderung für die Motorik.
Bild: Fotolia
Autoreninfo | Mag. Ann-Kathrin Landzettel |
|
aktualisiert: 04.02.2011 | Gesundheits- und Präventionsberaterin |
Gesundheit, Prävention, Medizin und Psychologie |
Die Entwicklung der Motorik: Bei jedem Kind anders
Zu Beginn sei betont, dass die motorische Entwicklung jedes Kindes individuell verläuft. Jedes Kind entwickelt sich anders und jedes hat sein eigenes Entwicklungstempo bezüglich Fein- und Grobmotorik. Die Eltern müssen sich nicht gleich Sorgen machen, wenn das Kind etwas langsamer das Laufen, Gehen oder Hüpfen lernt.Haben die Eltern aber den Eindruck, dass das Bewegungsverhalten ihres Kindes im Vergleich zu Gleichaltrigen über einen längeren Zeitraum Verzögerungen zeigt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. So werden Probleme frühzeitig erkannt und behandelt. Das ist wichtig. Denn: Gelingt es dem Kind nicht selbst, ein normales Bewegungsverhalten zu entwickeln, wirkt sich das früher oder später auf sein Selbstbewusstsein aus. Es ist sich nämlich durchaus bewusst, dass die anderen Kinder in ihren Bewegungen geschickter sind. Das kann zu zwei Reaktionen führen: Ängstlichkeit oder Aggressivität. Längerfristig steigt so das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten.
Übung macht den Meister
Oftmals genügen schon einige Übungsabläufe, um die geschwächten Regionen im Gehirn
anzuregen und Grob- und Feinmotorik zu fördern. Der Kinderarzt empfiehlt passende Übungen oder Therapien. Viele Übungen können zu Hause ausgeführt werden. Auch ambulante Pflegedienste helfen bei der richtigen Ausführung der Übungen.
Therapien, die für die motorische Entwicklung förderlich sind, sind unter anderem: Physiotherapie, Ergotherapie sowie Psychomotorik. Die Kosten werden in den meisten Fällen von den Krankenkassen gestemmt. Sind sich die Eltern unsicher, ob eine gezielte Förderung der Motorik notwendig ist oder nicht, gibt ein Besuch beim Kinderarzt Aufschluss. Also: Im Zweifel lieber nachfragen.
Der Startschuss für die Entwicklung
Die motorische Entwicklung beginnt schon vor der Geburt. Bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche können erste Bewegungen des Kindes beobachtet werden.
Die Motorik umfasst alle Bewegungsabläufe des Körpers und unterscheidet zwischen Fein- und Grobmotorik. Beide Motorik-Arten entwickeln sich parallel.
- Feinmotorik: Bewegungen von Fingern, Zehen, Gesicht, Gestik, sprachliche Äußerungen, Malen,
Schneiden, Schreiben
- Grobmotorik: Bewegungen von Kopf, Schultern, Rumpf, Becken, Armen und Beinen
Ursachen für motorische Störungen in der Kindheit und Jugend:
- organische Einflüsse: Entzündungen, Traumata, Anfallsleiden, Chromosomenanomalien, Reifungsverzögerungen des zentralen Nervensystems oder Mangelernährung
- psychische Einflüsse: Deprivationsbedingungen, mangelnde Versorgung, Misshandlungen, längere Krankenhausaufenthalte, Erkrankungen der Eltern
- psychosoziale Einflüsse: gestörte Familienverhältnisse, Armut
- eingeschränkte Sensorik: Blindheit, Taubheit
- mangelnde Entwicklung der
geistigen Fähigkeiten
Manche Kinder brauchen einfach länger
>Bei einigen Kindern sind aber auch Störungen des Bewegungsverhaltens zu beobachten, ohne dass Einschränkungen der Sinnesleistungen oder der kognitiven Fähigkeiten vorliegen. In diesem Fall wird von einer umschriebenen Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen gesprochen. Diese Kinder machen ihre ersten freien Schritte oder Bauklötzchentürme oft erst mit 3 Jahren. Da das Sprechen ebenfalls zu den feinmotorischen Leistungen zählt, haben Kinder mit umschriebenen Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen häufig auch Schwierigkeiten beim Sprechen. In diesem Fall wird oft eine logopädische Therapie hinzugezogen.[AKL]