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Die biologischen Voraussetzungen für Sprache

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Die Sprachentwicklung läuft zu Beginn bei allen Babys gleich ab
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AutoreninfoKatharina Krause
aktualisiert: 16.04.2018Vierfache Mutter und Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Sprache ist eine geheimnisvolle Fertigkeit, die schon die Menschen im alten Ägypten fasziniert hat. Auch unter Kaiser Friedrich II gab es grausame Experimente, um herauszufinden, woher die Sprache bei Kindern kommt. In diesem Artikel schauen wir uns die Voraussetzungen für die menschliche Sprache einmal genauer an.

Was du hier lesen kannst:
  • Historische Versuche
  • Was ist Sprache?
  • Wiege der Sprache
  • Voraussetzungen
  • Sprachzentren
  • Bearbeitung und Produktion der Laute
  • Universalität der Sprachlaute
  • Grundstruktur der Sprache
  • Sprache und Denken
  • Die Rolle der Eltern
  • Zusammenfassung

Historische Versuche


Kaiser Friedrich II war fasziniert von der menschlichen Sprache und so wiederholte er ein Experiment, das bereits im alten Ägypten unter dem Pharao Psammetich I durchgeführt worden sein soll. Er wollte beweisen, dass die menschliche Ursprache schon im Kind schlummert und es aus sich selbst heraus sprechen lernen kann. Um dies zu beweisen, wies er die Ammen der Versuchskinder an, diese gut zu ernähren, aber ansonsten Stillschweigen zu bewahren. Es durfte weder emotionale noch körperliche Zuwendungen für die Kinder geben. Doch Kinder brauchen zum Leben Zuwendung, sonst sterben sie und genau dies geschah auch mit den Kindern, die Friedrich für sein Experiment ausgewählt hatte. Gesprochen haben diese Kinder nie und somit kann man den Rückschluss ziehen, dass die Sprache ihre Wurzeln im Beziehungsverhalten der Kinder hat. Aus sozialen Erfahrungen entwickelt sich also die Sprache.

Was ist Sprache?

Um den Geheimnissen der Sprache auf den Grund gehen zu können, müssen wir erst einmal verstehen, was genau „Sprache“ denn eigentlich nun ist. Vordergründig einmal ist Sprache das gesprochene oder geschriebene Wort. Es ist unsere Art, wie wir uns anderen Menschen mitteilen. Doch auch schon das Neugeborene teilt sich seiner Umwelt mit: Es schreit. Zwar würden wir dieses Schreien nicht unbedingt als Sprache definieren, doch teilt es uns damit wichtige Gegebenheiten mit: In diesem Fall womöglich einfach, dass es Hunger hat oder es müde ist, vielleicht ist ihm auch einfach kalt.

Schreien gehört also auch zu den Formen der Kommunikation. Ähnliche Verhaltensweisen finden wir auch in der Tierwelt. Vogelmännchen zwitschern, Hunde bellen und knurren, um damit eine Botschaft zu übermitteln. Im Falle eines Vogels geht es womöglich um das Anlocken eines paarungsbereiten Weibchens und bei dem Hund um ein Revierverhalten. Auch diese Formen sind also eine Möglichkeit, Botschaften zu übermitteln und zu kommunizieren. Doch Sprache kann darüber hinaus noch wesentlich mehr.

Interessant bei der Sprache ist, dass sie es uns erlaubt, losgelöst von äußeren Umständen, mit Hilfe von Worten und Sätzen Aussagen zu tätigen. Zum Beispiel versteht ein etwa 2-jähriges Kind das Wort „auf“ schon in verschiedenen Zusammenhängen. Der Ball liegt auf dem Tisch, die Mütze gehört auf den Kopf und die Pflaume wächst auf dem Baum. Das Kind erkennt schnell, dass man mit dem Wort „auf“ viele verschiedene vertikale Beziehungen beschreiben kann.
Durch die einfache Tatsache, dass sprachliche Begriffe immer wieder neu in konkrete Zusammenhänge gestellt werden können, ergibt sich aus der Sprache eine unendliche Kreativität und Produktivität. Die menschliche Kultur existiert überhaupt nur deshalb, weil wir nicht mehr nur Signale übermitteln und durch Nachahmung lernen, wie dies in der Tierwelt der Fall ist. Außer den Menschen sind nur Menschenaffen in der Lage, eine wirkliche Sprache zu erlernen. Gebärden- oder Zeichensprache wurde Affen in Gefangenschaft beigebracht und die Affenmütter geben diese Fertigkeiten auch an ihren Nachwuchs weiter. Allerdings gelingt es selbst ihnen nicht, über die kommunikativen Fähigkeiten eines 2- bis 3-jährigen Kindes hinaus zu kommen.

Wiege der Sprache

Erst ab dem zweiten Lebensjahr tritt bei Kindern das auf, was wir als Sprache bezeichnen. Was aber nicht heißt, dass das Kind vorher nicht in der Lage wäre, mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Schon vom ersten Lebenstag an kommuniziert ein Säugling mit seiner Umgebung. Dies sind frühe Verständigungsformen, die vor allem aus sozialer Interaktion heraus entstehen und die eine Notwendigkeit darstellen für jede weiterführende Sprachentwicklung.

Viele Menschen überschätzen allerdings die Sprache an sich, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen geht. So nehmen wir über die eigentlichen gesprochenen Worte auch noch andere Dinge wahr, die uns vieles über die Stimmung und die Einstellung der Person uns gegenüber verraten kann. Dies bezeichnen wir als Körpersprache, welche ein Teil der non-verbalen Kommunikation ist.
Ein paar Beispiele: Lächeln wir unser Gegenüber an, so signalisiert dies, dass wir ihm oder ihr wohlgesonnen sind. Blickt uns eine Person nicht ins Gesicht, so zeigt dies deutlich, dass sie nichts mit uns zu tun haben möchte.

Die Ausdrucksmittel, die uns neben dem gesprochenen Wort noch zur Verfügung stehen sind: Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickverhalten, Körpergeruch und Stimmlage. Alle diese Punkte zusammen werden gerne als Körpersprache bezeichnet.
Doch all diese Signale wären nutzlos, wenn wir diese nicht wahrnehmen würden. Als Wahrnehmungsorgane besitzen wir vor allem die Augen, das Gehör, den Geruchs- und den Tastsinn.
Beim gesprochenen Wort bestimmt den Inhalt weniger das Wort, als mehr die Art, wie wir es sprechen. Hierbei kann ein und dasselbe Wort sowohl ein netter, liebevoller Kosename oder eine abschätzige Bemerkung sein.

In den ersten zwei Lebensjahren kommunizieren Eltern und Kinder in der Regel ausschließlich über die Körpersprache. Wenn die Mutter also mit dem Kind spricht, ist der Inhalt der Worte unwichtig. Wichtig für das Kind ist die Art, wie die Mutter mit ihm spricht, also die Tonlage und die Melodie und der Ausdruck der mütterlichen Stimme. Der Säugling wiederum teilt sein Befinden mit seiner Mimik, seinem Schrei- und Blickverhalten und seinen Bewegungen mit. Diese Körpersprache schafft eine tiefe Bindung zwischen Eltern und Kind und in dieser Beziehung eingebettet entwickelt sich die gesprochen Sprache.

Körpersprache - eine kleine Übersicht:

  • Körperhaltung: wird durchs Sehen wahrgenommen. (Beispiel: schlaffe Haltung, aufrechte Haltung)
  • Bewegung: wird ebenfalls durch das Sehen wahrgenommen. (Beispiel: dynamischer Schritt, träges Schlurfen)
  • Mimik: Spricht ebenfalls das Sehvermögen an. (Beispiel: freudiger Gesichtsausdruck, Lächeln)
  • Blickverhalten: Ebenfalls durch das Sehen wahrgenommen. (Beispiel: Blickkontakt suchen oder vermeiden)
  • Stimme: Durch das Gehör wahrgenommen. (Beispiel: schmeichelnde Stimme, sanfte Stimme, laute Stimme)
  • Berührung: Wird durch den Tastsinn wahrgenommen. (Beispiel: Streicheln, Knuffen)
  • Körpergeruch: Wird über den Geruchssinn wahrgenommen. (Beispiel: vertrauter oder unbekannter Körpergeruch)

Voraussetzungen

Das kindliche Gehirn vollbringt entwicklungs- und anpassungstechnisch enorme Leistungen. Kinder werden mit einem wahrlich riesigen Sprachpotential geboren und können erstaunliche Dinge damit leisten. Die Hirnreifung der Kinder beginnt schon weit vor der Geburt und ist erst mit der Pubertät abgeschlossen. Diese Reifung bestimmt auch maßgeblich die Sprachentwicklung des Kindes. Obwohl das Gehirn also ein wahres Wunderwerk ist, ist es ihm allein nicht möglich, eine Sprache zu entwickeln. Es braucht dazu ausgedehnte sprachliche Erfahrungen im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Die meisten Erwachsenen erwerben eine Sprache gänzlich anders, als Kinder im vorpubertären Alter. Kinder eignen sich eine Sprache an, indem sie einfach zuhören und das Gehörte dann mit Dingen in ihrer Umwelt in Beziehung bringen. Das bedeutet auch, dass Eltern ihren Kindern Sprache nicht aktiv beibringen müssen. Sie müssen ihnen nur helfen, Erfahrungen zu machen, aus denen die Kinder durch das Zuhören und Nachahmen lernen können.
Kinder können aufgrund dieses Mechanismus eine Zweit- und Drittsprache mit Leichtigkeit lernen. Ihnen ist es möglich, eine Fremdsprache binnen sechs bis zwölf Monaten grammatikalisch perfekt und akzentfrei zu lernen.

Sobald die Pubertät beginnt, ist dies ein entscheidender Wendepunkt in der Sprachentwicklung. In der Regel lernt ein Erwachsener eine neue Sprache nicht mehr ganzheitlich wie ein Kind, sondern er muss den Umweg über das analytische Denken nehmen. Vokabeln müssen mühsam gelernt werde und auch muss sich der Erwachsene eine Menge Regeln über den Gebrauch von Wörtern, Satzbau und Grammatik merken. Ein Erwachsener beherrscht selbst nach 20 oder mehr Jahren eine Fremdsprache nur in den seltensten Fällen grammatikalisch perfekt und so akzentfrei wie seine Muttersprache.
Nur wenige Erwachsen behalten sich die Fähigkeit eine Sprache auf kindliche Weise zu erlernen - also durch das Zuhören und Erleben der Sprache. Spracheinheiten zu analysieren und zu produzieren ist eine Fähigkeit, die bereits im frühen Säuglingsalter aktiv und biologisch verankert ist.

Sprachzentren

Wir Menschen besitzen nicht nur ein hoch spezialisiertes Gehör, sondern auch ein ebenso interessantes Sprachorgan. Unser Gehirn besitzt, wie wir seit mehr als 100 Jahren wissen, zwei Sprachzentren. Hierunter versteht man spezialisierte Bereiche des Gehirns, die für die Verarbeitung von Sprache zuständig sind.
Der eine Bereich befindet sich im Schläfenlappen und wird nach seinem Entdecker als Wernicke-Areal bezeichnet. Es ist für das Sprachverständnis zuständig. In ihm werden akustische Signale analysiert, die über das Innenohr, den Hörnerv sowie zentrale Hirnkerne und Hirnbahnen dem Sprachzentrum zugeführt werden.
Der zweite Bereich befindet sich im Frontallappen und wird nach seinem Entdecker als Broca-Areal bezeichnet. Dieses dient der Produktion gesprochener Sprache. Beide Bereiche zusammen stehen in einer engen Beziehung zueinander und zu vielen anderen Bereichen des menschlichen Gehirns.

Bearbeitung und Produktion der Laute

Dank der evolutionären Entwicklung unseres Gehirns haben sich bestimmte Hirnareale herausgebildet, die spezialisiert darauf sind, Sprachfunktionen zu übernehmen. Diese spezialisierten Funktionen haben sich zunehmend auf die Bedürfnisse menschlicher Kommunikation abgestimmt. Unser Gehirn analysiert Sprachlaute grundlegend anders, als andere Töne oder Geräusche. Diese Tatsache erklärt, wieso Kinder auf Sprachlaute völlig anders reagieren als auf Töne und Geräusche.

Universalität der Sprachlaute

Interessant ist, dass egal welche Sprache ein Mensch spricht, alle Sprachlaute nach den selben phonologischen Regeln analysiert und gebildet werden. Selbst sehr unterschiedliche Sprachen folgen den gleichen phonetischen Gesetzmäßigkeiten der Lautproduktion. Herausgefunden wurde diese unglaublich interessante Information von Lisker, der zusammen mit seinen Mitarbeitern elf Sprachen analysierte, unter anderem Italienisch, Deutsch und Finnisch.
Demnach kann man sagen: Auch wenn auf der Welt unglaublich viele Sprachen gesprochen werden, so sind diese doch in ihrer biologischen Grundlage alle gleich. Dieser Fakt erklärt auch, wieso Kinder auf der ganzen Welt in den ersten Lebensmonaten immer die gleichen Laute bilden.

Grundstruktur der Sprache

Bei Kindern setzt die Fähigkeit Sätze zu analysieren und selbst zu bilden unterschiedlich rasch ein. Zweiwortsätze werden von einigen Kindern bereits mit 15 bis 24 Monaten gebildet, andere beginnen damit erst zwischen 30 und 42 Monate. Egal in welchem Alter die Sprachentwicklung bei einem Kind einsetzt, sie verläuft bei allen Kindern nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten.

Eine für uns simple Aussage wie etwa „Maja spielt ein Spiel“ ist für ein Kind im Spracherwerb eine unglaubliche Leistung. Hierzu muss das Kind mindestens zwei Wortklassen zu unterscheiden gelernt haben. Zum einen die Substantive (Maja, Spiel), die sich auf Gegenstände oder Personen beziehen und zum anderen die Verben (spielen), die Tätigkeiten beschreiben. Auch muss das Kind verstanden haben, dass Verben in ihrer Form immer von dem dazugehörigen Subjekt (Maja) bestimmt werden.
Jeder, der mit einem kleinen Kind Kontakt hat, weiß, dass Kinder dazu neigen, interessante Wortbildungen und Satzkreationen zu bilden. Dies kommt daher, dass sie unbewusst anfangen, Regeln für den Gebrauch von Worten und generellen Satzbau aufzustellen. Diese gebildeten Regeln wenden Kinder anfänglich sehr allgemein an, was dann zu ungewöhnlichen Aussagen führt. Hierbei sind es vor allem Ausnahmen einer Regel, wie zum Beispiel unregelmäßige Verben, die den Kindern Probleme bereiten.
Wenn das Kind also die korrekte Anwendung der Konjugationsregeln für regelmäßige Verben beherrscht und umsetzt, so kommt es zu Aussagen wie: Mama esst. Ähnlich lustige Fehler schleichen sich auch im Gebrauch des Plurals (viele Hause) oder bei den Zeitformen der Verben ein (ich denkte). Es ist ein lustiges und sehr lehrreiches Unterfangen, wenn wir als Eltern und Erwachsene einfach einmal versuchen, herauszufinden, auf welcher Grundlage dieser Fehler passiert ist.

Auch die Regelbildung der Abfolge von Subjekt, Verb und Objekt kann mit Anfangsschwierigkeiten verbunden sein. Häufige Fehler sind das Vertauschen von Subjekt und Objekt oder das Kind setzt das Tätigkeitswort ans Ende (Maja ein Lied singt).
Solche Fehler merzen Kinder in der Regel schnell wieder aus. Es ist und bleibt ein kleines Wunder, wie schnell es Kindern gelingt, die vielfältigen Regeln der Wortbildung und des Satzbaus und deren Ausnahmen zu erlernen. Dies ist vor allem deshalb interessant, weil man nicht vergessen darf, dass sich ein Kind die Regeln dahinter nie wirklich bewusst gemacht hat.

Dass sich ein Kind die Sprache durch Regelbildung aneignet und nicht durch das reine Nachahmen beweist die Tatsache, dass es zu diesen ungewöhnlichen Wortbildungen oder Satzkonstruktionen kommt. Würde es durch reine Nachahmung lernen, so müsste es jeden Satz, den es sagen will, bereits einmal gehört haben. Es handelt sich beim Erlernen einer Sprache nicht um einen reinen Prozess des Auswendiglernens, sondern um eine Fähigkeit, aus allen sprachlichen Erfahrungen Regeln abzuleiten.
Es liegt die Vermutung nahe, dass ein Kind ein inneres Bedürfnis hat, Ordnung in seine Sprache zu bringen.

Sprache und Denken

Eine interessante Frage ist: Was war zuerst? Das Denken oder die Sprache? Für fast alle Erwachsenen ist es unvorstellbar, dass man ohne sprachliche Begriffe denken kann und somit gehen viele davon aus, dass die Entwicklung der Sprache dem Denken vorangehen muss. Allerdings erkannte Jean Piaget nach langjährigen intensiven Beobachtungen, dass das Denken schon entwickelt ist, lange bevor das Kind zu sprechen beginnt. Um die menschliche Entwicklung der Sprache überhaupt erleben zu können, ist es unabdingbar, dass das Kind geistige Einsichten haben muss. Ganz vereinfacht lässt sich die Abfolge von geistiger Entwicklung und Sprache in den ersten Lebensjahren so darstellen:

geistige Entwicklung → Sprachverständnis → sprachlicher Ausdruck

Schauen wir uns diese Entwicklung an dem Beispiel des Wortes „essen“ an. Erst gegen Ende des ersten Lebensjahres entwickelt das Kind ein Verständnis für diese Tätigkeit. Man kann beobachten, wie es zuerst versucht mit den Händen, später dann mit dem Löffel zu essen. Kurze Zeit später begreift es, dass diese Tätigkeit als „essen“ bezeichnet wird. Ab jetzt weiß das Kind, was passiert, wenn die Mutter zum Essen ruft. Obwohl das Kind dieses Wort schon versteht, braucht es noch einige Wochen, manchmal auch Monate, bis es in der Lage ist, dieses Wort selbst auszusprechen und korrekt anzuwenden.
Hieran sieht man, dass das Kind erst eine innere Vorstellung entwickelt, dann das dazugehörige Wort versteht und schließlich wird es dieses auch benutzen können. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Mensch egal in welchem Alter immer mehr versteht, als er sprachlich in der Lage ist auszudrücken. Dies trifft im besonderen Maße auf Kleinkinder zu, doch auch bei uns Erwachsenen. Unser Verstand begreift mehr, als wir in der Lage sind, in Worten wieder auszudrücken.
Wir sind zum Beispiel in der Lage, die Schriften von Goethe zu lesen und auch zu verstehen, aber kaum jemand von uns ist dazu fähig, vergleichbare Texte zu erschaffen.
Doch auch hier gibt es Ausnahmen zu den Regeln: In der kindlichen Entwicklung gibt es durchaus auch sprachliche Begriffe, die ein Denken in höheren Ordnungen erst ermöglichen. Dies ist zum Beispiel in der Logik und ganz besonders der Mathematik der Fall. Für die ersten Lebensjahre allerdings gilt: Erst kommt das Denken, dann das Verstehen und ganz zum Schluss erst das Sprechen.

Die Rolle der Eltern

Im Prinzip erwerben Kinder ihre Sprache zwar eigenständig, aber sie benötigen hierzu intensive und ausgedehnte Erfahrungen mit der Sprache. Hierfür braucht es den Austausch mit Eltern, anderen Kindern und Bezugspersonen. Demnach müssen die Eltern ihren Kindern das Sprechen nicht beibringen, aber sie haben dennoch einen großen Einfluss auf die Sprachentwicklung ihrer Kinder. Sie müssen durch konkretes Erleben lernen können und genau dieses Erleben müssen die Eltern ermöglichen.

Es gibt Untersuchungen über die Beziehung zwischen dem Erziehungsstil der Eltern und der Sprachentwicklung der Kinder. Diese kommen zu folgenden Resultaten: Eltern können die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder fördern, indem sie die kindliche Ausdrucksweise zwar inhaltlich, nicht aber in der Form korrigieren. Ist eine Aussage des Kindes nicht richtig, so können sie den Sachverhalt klarstellen und den Satz in bejahender Form korrigiert wiederholen. Es ist kontraproduktiv, das Kind zum Wiederholen anzuhalten, seinen Satzbau zu korrigieren oder es gar auf den Fehler aufmerksam zu machen. Wenn man bedenkt, dass das Kind die Sprache nicht über reine Nachahmung lernt, so wundern diese Ergebnisse niemanden. Das Kind muss sich die Gesetzmäßigkeiten der Sprache selbst aneignen. Hierzu ist es sinnvoll, viel mit dem Kind auf unterschiedliche Weise zu sprechen. Ein Kind liebt es, ein Wort immer wieder zu sagen und damit zu spielen. Es freut sich über Klang und Ausdruck und auch wir Erwachsenen können dabei noch einiges lernen.
Im Weiteren können die Eltern ihre Kinder unterstützen, indem sie eine bejahende, fehlerfreundliche Erziehungshaltung haben. Es ist wichtig, offene Fragen zu stellen und sich dafür zu interessieren, wie das eigene Kind die Welt entdecken lernt. Als Eltern sollte man einen direktiven Erziehungsstil vermeiden, denn die Sprache ist immer auch ein Ausdruck davon, was das Kind erlebt. Anweisungen und Aufforderungen helfen deinem Kind nicht, seine Sprache zu finden.

Hieraus ergeben sich ganz verständliche Unsicherheiten auf der Seite der Eltern. Wie genau soll man als Elternteil mit seinem Kind sprechen? Ist die Babysprache sinnvoll oder vielleicht sogar schädlich? Grundsätzlich solltest du als Mutter oder Vater Form und Inhalt deiner Sprache an dem geistigen Entwicklungsstand und dem Sprachverständnis deines Kindes anpassen. Verstehen wird das Kind seine Eltern am ehesten, wenn sie sich konkret, dass heißt handlungs- und sachbezogen ausdrücken. Die elterliche Sprache sollte immer der Vorstellungswelt des Kindes entsprechen und in einer sinnvollen Beziehung zu der Situation stehen, in der sich das Kind gerade befindet.
Was prinzipiell nicht sonderlich schwierig klingt, ist in der Praxis gar nicht so leicht umzusetzen. Kinder verstehen Worte wie „morgen“ in der Regel nicht. Kinder haben noch kein Verständnis von Zeit und deshalb kommen sie in diesem Alter noch nicht mit den Prinzipien von heute, morgen oder gestern klar. Das heißt aber nicht, dass man dem Kind nicht klar machen könnte, dass man zum Beispiel morgen in den Zirkus gehen will. Hierzu könnte man dem Kind einfach einen Ablaufplan geben. Erst geht es nun schlafen, dann frühstücken und dann geht es in den Zirkus. Solch einen Plan kann ein Kind leicht verstehen und es gibt für das Kind nur wenige Ungereimtheiten. Diese kleinen Ungereimtheiten gehören zum Kinderalltag dazu und das ist auch nicht weiter schlimm, denn die Kommunikation zwischen dem Kind und den Eltern ist weitaus komplexer, als nur die reine Bedeutung der einzelnen Worte. Zur Verständigung gehört, wie wir bereits wissen, mehr als nur das gesprochene Wort. Da ist die Stimme, die Mimik, der Blickkontakt, vielleicht eine Berührung. Das Kind versteht bei einem Satz wie „Morgen gehen wir in den Zoo“ vielleicht nur das Wort Zoo und freut sich einfach auf die Tiere, nicht mehr und nicht weniger. Als Eltern sollten wir darauf achten, dass wir mit den Kindern immer so kommunizieren, wie es ihr Sprachverständnis zulässt und nicht so, wie sie sich ausdrücken können. Wir sollten also nicht die Sprache des Kindes übernehmen, sondern so mit ihm reden, dass wir die Beziehung zu unserem Kind spüren. Wir können uns darauf verlassen, das Kind versteht, was wir sagen wollen.

Zusammenfassung

  • Die Körpersprache, das gesprochene und geschriebene Wort sind Teile der menschlichen Kommunikation.
  • Unsere Befindlichkeit drücken wir über die Körpersprache aus. Auch wie wir miteinander umgehen lässt sich über die Körpersprache regeln. Als Ausdrucksmittel werden die Körperhaltung und die Bewegung, die Mimik, das Blickverhalten, die Berührung und die Geruchsstoffe eingesetzt.
  • Begriffe sind geistige Vorstellungen und Abstraktionen, die nicht mehr an ein unmittelbares Erleben gebunden sind.
  • Die Wurzeln der Sprache sind im Beziehungsverhalten der Menschen zu finden. Sprache entwickelt sich aus den frühen zwischenmenschlichen Erfahrungen.
  • Im Gehirn gibt es zwei Zentren für die Verarbeitung von Sprache. Eines davon ist für das Sprachverständnis zuständig und eines für den sprachlichen Ausdruck. Sowohl die Phonetik - also die Lautbildung - als auch Grammatik und Syntax, welche die Grundstruktur der Sprache bilden, sind biologisch vorgegeben.
  • Die geistige Entwicklung des Kindes spiegelt sich inhaltlich in seiner Sprachentwicklung wieder.
  • Der sprachlichen Entwicklung geht die geistige voraus. Zuerst entwickelt das Kind also eine innere Vorstellung, dann versteht es den Begriff für seine Vorstellung und schließlich wendet es den Begriff selbst an. ´
  • Am Sprachverständnis des Kindes sollten wir unsere Art und Weise zu sprechen ausrichten und nicht an dessen Ausdrucksweise. Die Sprache sollte sich an der Vorstellungswelt des Kindes orientieren und in einer sinnvollen Beziehung zur aktuellen Situation stehen.
  • Eine gute Beziehung zum Kind ist die beste Sprachförderung für das Kind. Dadurch wird das Interesse an der Welt und der Sprache gestärkt und entwickelt.

    [KaKra]

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