Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 04.11.2019 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Sozusagen ein Prachtexemplar seiner Gattung. Männlich, wie es im Buche steht, aber keineswegs so Testosteron geschwängert, dass sein Kreislauf vom Adrenalin gesteuert würde.
Dieser Mann hat eine Schwachstelle. Nachdem ich ihn nun fast 24 Jahre kenne, habe ich sie herausgefunden.Es war eigentlich purer Zufall. Angefangen hat alles sehr harmlos. Fünf Wochen nach der Geburt unserer Tochter bekam ich wieder das, was ich zehn Monate am wenigsten vermisst hatte: meine Periode!
Wir Frauen kennen das ja: Man fühlt sich schmutzig, hat Unterleibskrämpfe, schlechte Laune. Und dann guckt man in das Schächtelchen im Bad, um wütend festzustellen, dass man gar nicht daran gedacht hatte, den Vorrat an Tampons aufzufüllen.
Grummelnd und wütend auf mich, stapfe ich also die Treppe hoch ins Wohnzimmer, wo mein Mann mit seinem besten Freund Ivo - König unserer Truppe - genannt, saß. “Schatz,” mein Mann schaute mich an, “Ivo und ich wollen gleich einkaufen. Machst Du mir einen Einkaufszettel fertig?”Irgendwann fand mein Mann seine Muttersprache wieder. “Maus, das verlangst Du nicht ernsthaft von mir, oder?”
Mit raus gestreckter Brust baute sich der König neben meinem Mann auf, als könnte er damit demonstrieren, ihm auch in dieser Schlacht bis zum letzten Mann beiseite zu stehen.
Eineinhalb Stunden später kamen sie zurück.
Wortkarg schob mein Mann mir die Tampons über den Tisch und murmelte “Zum Supermarkt gehe ich dann auch nicht mehr!” Tja, und nach und nach bekam ich dann die Geschichte in ihrer ganzen Tragödie erzählt. Die beiden ausgewachsenen Männer standen also im Supermarkt. Alle Einkäufe waren bereits im Einkaufswagen verstaut, nur Muttis Stöpsel fehlten noch.So nahmen sie also verschiedene Schachteln, drehten sie, suchten nach Hinweisen, die sie auf die Spur führt, welche denn nun die Gewünschten sein könnten. Der Kragen der Jacke wurde ein Stück höher, die Mütze etwas tiefer gezogen. Geheimnisvoll tuschelnd steckten die Männer ihre Köpfe zusammen, dabei verstohlen nach alle Seiten schielend, ob auch ja niemand sie beobachtete.
“Psst, kannst Du mir mal helfen?”
Natürlich war sie sofort bereit und stellte sich neben meinen Mann. Was er denn für ein Problem hat, wollte sie wissen. Ja, er wüsste nicht, welche Tampons er nehmen soll, nur soviel, dass sie möglichst saugfähig sein müssten. Schmunzelnd guckte sie ihn an, dann den König, wieder meinen Mann. “Und wozu brauchst DU Tampons?”Aber irgendwie hat er doch auch selbst schuld.
Als ich vor kurzem eine neue Ladung Erkältungssalbe herstellen wollte und im Supermarkt 12 Dosen Vaseline kaufte, was ihm einen verschmitzten Blick der Kassiererin einbrachte, stand für ihn fest, dass er im Leben nicht mehr mit mir gemeinsam einkaufen gehen würde.