Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 18.03.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Während viele werdende Mütter ihre Schwangerschaft in vollen Zügen genießen und überglücklich jede Bewegungen des Kindes im Bauch spüren, meldet sich oft unmittelbar vor der Entbindung die Angst. Wie soll das nur alles gehen? Schaffe ich das überhaupt?
Wie halte ich den Wehenschmerz bloß aus? Glücklich schätzen kann
sich hier, wer auf weiblichen Expertenrat und Betreuung zurückgreifen kann. Und zwar vor, während und nach der Entbindung.
Diese kommt im Kreißsaal traditionellerweise von der Hebamme. Optimal ist, wenn man sich auf Anhieb gut mit „seiner“ Stationshebamme versteht und das Kind vor dem Schichtwechsel auf die Welt bringt. Weniger angenehm kann es hingegen sein, die Geburtsarbeit unter den Anweisungen von jemandem leisten zu müssen, den man nicht mag, der mehrere Geburten gleichzeitig betreut oder nach getaner Arbeit Feierabend macht, während man selbst mit Presswehen zu kämpfen hat. Die Alternative? Eine Beleghebamme.
Eine Beleghebamme ist eine freiberufliche, also selbständig arbeitende Hebamme, die mit einer oder mehreren Geburtskliniken einen Belegvertrag abgeschlossen hat. Sie betreut und begleitet werdende Mütter in der Zeit vor, während und nach der Geburt des Babys. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass eine Beleghebamme in einem Krankenhaus im Belegsystem oder aber mit individuellen Belegverträgen arbeitet.
Während der individuelle Belegvertrag in den Niederlanden schon lange bekannt ist, stellt er in Deutschland eher die Ausnahme dar. Dabei ergeben sich durch ihn viele Vorteile für die werdende Mami. So sucht sie sich eine Beleghebamme nach ihrem Gutdünken, mit der sie sich dann für einen Kreißsaal entscheidet. Des Weiteren bespricht sie mit ihr alle Ängste, Zweifel und Wünsche rund um die Schwangerschaft und Geburt. Nach Aufsetzen des Vertrags wird die Wunschentbindung mit dem leitenden Arzt der Geburtsabteilung der Klinik ihrer Wahl besprochen und, sofern der Chefarzt mit der Entbindungsform in seinem Haus einverstanden ist, von allen Parteien unterzeichnet. Hierbei sollte allerdings bedacht werden, dass eine Beleghebamme nicht mit allen Geburtskliniken zusammenarbeitet, sondern nur mit denen, mit denen sie einen Vertrag hat.
Die Geburt selbst steht in erster Linie unter der Aufsicht „Deiner“ Beleghebamme, die für den Fall, dass es losgeht zum Ende der Schwangerschaft in Rufbereitschaft steht. Sie begleitet Dich zur Geburt in die Klinik, steht mit Dir die Entbindung durch und bleibt auch darüber hinaus, ohne Schichtwechsel, bei Dir und dem Baby. Der diensthabende Arzt wird zur Entbindung gerufen oder wenn es Komplikationen geben sollte. Nach der Geburt geht es dann in der Regel für Mutter und Baby auf die Mutter-Kind-Station. Manche frisch gebackene Mami geht aber auch in Absprache mit ihrer Hebamme ein paar Stunden nach der Entbindung nach Hause.
Da viele Frauen ihre Beleghebamme bereits vor der Geburt kennengelernt haben, entsteht oft ein besonderes Gefühl der Nähe. Dieses erleichtert es werdenden Müttern, sich während der Geburt zu entspannen und loszulassen. Viele Eltern berichten auch von Freundschaften, die sie zu ihren Hebammen geknüpft haben und wollen das nächste Kind wieder von ihr entbinden lassen. Allerdings sollte man sich rechtzeitig um eine Beleghebamme kümmern, da diese aufgrund der individuellen Betreuung der Schwangeren oft im Voraus ausgebucht sind.
Die Kosten für eine Beleghebamme übernehmen übrigens die Krankenkassen und das sowohl für die Zeit vor der Geburt als auch für bis zu zehn Besuche danach. Falls dies nötig sein sollte auch für mehr. Aus eigener Tasche gezahlt werden muss allerdings die Bereitschaft, da die Hebamme ab der 37. SSW rund um die Uhr für Mutter und Kind bereit steht, um im Ernstfall sofort zur Stelle zu sein. Dies kann soweit gehen, dass Dich Deine Beleghebamme abends anruft, um sich nach Deinem Befinden zu erkundigen und fragt, ob sie beispielsweise ins Kino gehen kann. Der Betrag dieser Bereitschaftspauschale variiert regional bedingt, liegt aber um die 200 Euro.
Fazit: Eine Beleghebamme eignet sich für Schwangere, die sich vor, während und nach der Geburt eine intensive und individuelle Betreuung von der gleichen Person wünschen, zu der sie ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Eine Beleghebamme kennt die persönlichen Vorlieben, Wünsche und individuellen Besonderheiten der werdenden Mutter und kann so während der Entbindung adäquat agieren und reagieren. Auch nach der Geburt ist die Beleghebamme wichtige Ansprechpartnerin für die jungen Eltern und begleitet die Familie in der Phase der Eingewöhnung und Nachsorge.
Allerdings sind Beleghebammen äußerst begehrt und nehmen nur eine begrenzte Zahl von Schwangeren pro Monat an, um eine wirklich intensive Betreuung gewährleisten zu können. Daher sollte, wer sich für eine solche Hebamme interessiert, schnell bei der Suche sein, am besten bis zur 20. SSW. Ein anderer Nachteil ist, dass Beleghebammen nur mit bestimmten Kliniken zusammenarbeiten, so dass man eventuell nicht im Krankenhaus seiner Wahl entbinden kann.
[AKH]
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