Natalija Krenz: Was kann man gegen zu lange Einschlafzeiten tun?
Katia Saalfrank: Wenn man sich dieser Frage widmet, ist es wichtig auch das Einschlafritual und die Zeit davor genau anzuschauen. Was bei der Fragestellung deutlich wird ist, dass eine gewisse Ungeduld von unserer Seite in der Einschlafphase herrscht. Das ist zwar nachvollziehbar, weil auch für uns Eltern der Tag häufig lange und anstrengend war. Und doch: das Kind spürt die Ungeduld und die Unruhe und merkt, dass die Mutter auch keine Lust mehr hat und es ihr zu lange dauert. Dies erhöht den Druck für das Kind und mit diesem kann es noch schlechter umgehen und zur Ruhe kommen.
Wesentlich ist, den Druck aus der Situation zunehmen und vielleicht früher mit der Ruhephase anzufangen oder auch nochmal ruhigere Rituale zufinden. Wenn man bis um 21:00 Uhr unterwegs ist, dann ist es auch für das Kind schwierig zur Ruhe zu kommen. Wenn das Kind zwei Stunden zum einschlafen braucht, dann sollte rechtzeitig Ruhe einkehren. Und was auch wichtig ist, dass auch nicht zu viel Leerlauf zwischen Aktion und Ruhephasen entsteht. Man sollte nicht erst das Abendbrot einnehmen und dann feststellen, dass man ja noch 1,5 Stunden Zeit bis zum Schlafengehen hat.
Wesentlich ist auch ein fester Ablauf, auf den das Kind (und auch die Eltern) verlassen können, der immer wiederkehrt und in dem keine Lücken entstehen und das Kind keine zusätzlichen Ablenkungen mehr hat. Es ist auch ganz hilfreich, wenn man mal seinen eigenen Schlafrhythmus betrachtet, unabhängig von den Kindern. Was brauchen wir vor dem Einschlafen? Wann gehen wir wie schlafen? Wann putzen wir uns die Zähne? Trinken wir noch etwas vor dem Schlafen? Gehen wir nochmal auf die Toilette? Auch Erwachsene haben Rituale, die natürlich andere sind, als die der Kinder. Aber es hilft sich klar zu machen, dass auch Kinder immer wiederkehrende Abläufe brauchen und so besser in den Schlaf und zur Ruhe kommen.
Natalija Krenz: Wie gewöhnt man Kinder das alleinige Schlafen an, ohne es vorher zu wippen oder es auf den Arm zu nehmen etc.?
Katia Saalfrank: Auch in dieser Frage schwingt wieder unser Druck mit. Das ist nicht allgemeingültig zu beantworten. Es gibt Kinder, die brauchen Zeit auf dem Arm und es gibt Kinder die können gleich im Bettchen einschlafen. Es ist absolut wesentlich, dass Eltern sich nicht stressen lassen. Es gibt Entwicklungsphasen, da brauchen die Kinder mehr Sicherheit und dann ändern sich die Rituale. Deshalb ist es wesentlich, dass wir Eltern aufmerksam bleiben und nicht die Verantwortung beim Kind suchen, wenn etwas anders läuft, als wir uns das vorstellen.
Gerade in den ersten drei Jahren entwickelt sich das Kind in großen Sprüngen. In dieser Zeit gibt es einfach Phasen, wo die Kinder diese Sicherheit, im Arm der Mutter oder des Vaters einzuschlafen suchen und auch brauchen. Gerade, wenn die Kleinen auf die Welt gekommen sind, können sie Bauchkrämpfe oder ähnliches haben – gerade bei Kindern, die gestillt werden, ist dies häufig der Fall. Mütter sollten sich beraten lassen, was sie gut essen und was sie an Nahrungsmitteln in dieser Zeit lieber meiden sollten. Kinder müssen bei diesen Bauchkrämpfen manchmal stundenlang rum getragen werden, das gehört dann dazu. Ich kann nur noch einmal betonen, dass alle Eltern durch diese Phase in einem Stück durch müssen.
Als Mutter kann man sich auch ergänzend selber nochmal überprüfen und fragen, was man selbst dazu beiträgt. Kann ich das aushalten, dass das Kind sich auch in den Schlaf rein muckelt, sich bewegt und auch mal leise weint? Können wir dem Kind auch die Chance geben, sich selber zu beruhigen oder müssen wir gleich wegen jedem „Pips“ nachschauen gehen und das Kind heraus nehmen!?
Es ist auch eine Aufgabe von uns Eltern, darauf zu achten, dass wir dem Kind diese Beruhigung nicht nur abnehmen, sondern, dass das Kind auch die Erfahrung machen darf, sich selbst zu beruhigen. Das kann eben auch mit Tränen oder Unruhe verbunden sein. Eltern können sich bewusst machen, dass Kinder sich auch durchaus selbst wieder beruhigen können, ohne, dass wir gleich in den Prozess eingreifen – aber wir müssen dann auch ein wenig aushalten.
Natalija Krenz: Also allgemein kann man sagen, es gibt nicht die Methode, dass das Kind super schläft und durchschläft, also ausprobieren...
Katia Saalfrank: (zeigt Daumen hoch)Genau, ausprobieren und verstehen was dahinter steckt. Also sich darüber informieren was bedeutet Schlaf für die Kinder. Was kann ich dazu beitragen, dass die Kinder gut in den Schlaf rein kommen. Und es ist ernst gemeint, wenn ich sage, dass die Wickelzeit durchaus zum Schlafritual dazu gehört. Kinder werden wegen neuen Zähnchen wach und weil sie Hunger haben oder weil sie vielleicht schlecht geträumt haben. Aber die Kinder müssen heutzutage nicht mehr wach werden, weil sie eine nasse Windel haben. Denn eine gute Windel kann den Kleinen einen ruhigen und erholsamen Schlaf bis zu 12 Stunden geben und ein Lächeln am Morgen auf die kleinen Gesichter zaubern.