Natalija Krenz:
Ist es sinnvoll Babys bspw. das Krabbeln oder Sitzen beizubringen,
wenn sie es ab einem bestimmten Alter immer noch nicht können?
Liesel Polinski: Ein
Kind entwickelt sich aus einem Zusammenspiel von Umwelt und Anlage.
Körperliches und psychisches Wohlbefinden sind eine Voraussetzung
für eine normale Entwicklung. Bewegung und Wahrnehmung können als
Motor für die Entwicklung gesehen werden und bilden gleichzeitig die
Basis fürs Lernen. Die motorische Entwicklung unterliegt
hauptsächlich einem inneren Reifungsprozess und baut auf vorherige
Erfahrungen auf. So entsteht das reflexhafte Abstützen auf der
Hand, um beim Sitzen nicht zur Seite zu kippen. Bei den meisten
Kindern entsteht das Sitzen erst nachdem sie das Krabbeln
gelernt haben. Dann ist der Rücken auch so gestärkt, dass sie
gerade und gefahrlos sitzen.
Babys entwickeln sich
unterschiedlich, was das Tempo, die Muskelkraft und den Muskeltonus
betrifft. Zu einem ihm gemäßen Zeitpunkt ist das Baby in der Lage
bestimmte Fertigkeiten zu entwickeln. Wenn das Kind eine motorische
Fähigkeit erreicht hat, ist die weitere Differenzierung davon
abhängig, welche Möglichkeiten ihm geboten werden. Freie Bewegung
hat Auswirkungen auf den Stoffwechsel, den Körper und die geistige
Entwicklung. Spontaneität und Kreativität werden gefördert. Durch
Bewegung wird die Bildung der Nervenwachstumsfaktoren erhöht. Der
zeitliche Rahmen, in dem Kinder einzelne Entwicklungsschritte machen,
kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt Kinder, die noch vor dem
ersten Geburtstag frei laufen (sehr wenige) und Kinder, die erst mit
18 Monaten laufen können. Beides ist gleichermaßen
normal.
Wichtig ist, dass sich das Kind kontinuierlich
weiter entwickelt. Manchmal ist es auch gut die Eltern zu fragen, wie
die eigene Entwicklung verlaufen ist, um vielleicht mitzubekommen,
dass die Entwicklung in der Familie auch früher langsam war.
Wenn Sie sich Sorgen machen, reden Sie mit Ihrem Kinderarzt. Sie
kennen Ihr Kind am allerbesten und meist ist das richtig, was Eltern
fühlen.
Natalija Krenz:
Sind Lauflernhilfen etc. sinnvoll?
Liesel Polinski: Alle Hilfsgeräte sind
schlecht für die Entwicklung. Die meisten sind sogar schädlich.
Besonders die Lauflernhilfen, die inzwischen in vielen Ländern
verboten sind, führen oft zu schwerwiegenden Unfällen. Außerdem
hemmen sie Kinder daran das Laufen selbständig zu lernen, da die
Kinder ihr Gleichgewicht nicht auszubalancieren können sondern in
dem Gerät immer fest gehalten werden.
Aber auch die anderen
Hilfsgeräte sollten mit Vorsicht genutzt werden. Wippen und
Autositze sollten immer auf dem Boden stehen, falls man sie doch
nutzt. Jedes Kind lernt diese Geräte aus der Balance und zum Kippen
zu bringen und das kann von einer erhöhten Fläche lebensgefährlich
werden. Außerdem werden die Kinder in einer Position gehalten ohne
sie verändern zu können.
Ein Spiel aus meiner
PEKiP®-Arbeit: Wenn Sie Ihrem Baby (ab ca. 6 Monate) ein Spiel zur
Bewegung anbieten wollen, fassen Sie es im Schalengriff um seinen
Oberkörper und wenn es mit den Füßen die Unterlage berührt,
bewegen Sie es nach oben und wieder nach unten. Lassen Sie es nicht
auf den Füßen stehen. Es freut sich über die Bewegungen und Sie
tun auch etwas für Ihre Armmuskeln..
Tausch dich mit anderen Müttern zum Thema aus!