Natalija Krenz:
Wie kann ich das Körpergefühl meines Babys unterstützen?
Liesel Polinski: Es
ist gut, wenn Sie viel Körperkontakt zu Ihrem Baby aufnehmen, indem
Sie es z.B. streicheln. Nutzen Sie dazu die gesamten Handflächen,
auch wenn der Körper noch klein ist und Sie vielleicht denken, ein
Streicheln mit einzelnen Fingern würde besser passen. Beobachten Sie
die Mimik und Gestik Ihres Babys, um herauszufinden, wo es gern
gestreichelt werden mag und wo weniger.
Wenn Sie mit
Ihrem Baby schmusen, freut es sich, wenn es auch Ihre Haut spüren
kann.
Außerdem kann das Baby seinen Körper besser fühlen und sich besser bewegen, wenn es möglichst wenig Kleidung an hat. Übers Nackt sein freuen sich eigentlich alle Babys nach den ersten Wochen. Leider ist dies nicht immer möglich. Alles, was den Bewegungstrieb des Babys einschränkt wie dicke Windeln, steife Jeans und einengende Kleidung mit Knöpfen am Bauch, hemmt die Bewegung und damit auch den Körper, den Geist und die Seele. Uns kommt eine Windel klein vor, aber wenn wir bedenken, dass die meisten Windeln beim Baby fast die Hälfte des Körpers bedeckt, verstehen wir, wie wichtig es ist, dass sie dem Baby, besonders auch an den Oberschenkeln viel Bewegungsfreiheit bieten sollte. Eine besonders dünne und flexible Windel, die sich den Körperbewegungen anpasst, und dadurch mehr Bewegung ermöglicht, kann die motorischen Fähigkeiten beeinflussen und das Baby zufriedener machen.
Auch
durch Getragen werden erfährt das Baby mehr über sich und seinen
Körper. Am Anfang klammert sich das Neugeborene an die
Kleidung oder die Haare des Erwachsenen fest, um sich von der
Schwerelosigkeit im Mutterleib auf die Schwerkraft einzustellen und
sich in Balance zu halten. Im Laufe der Zeit lernt das Kind sich den
Bewegungen des Tragenden anzupassen.
Natalija Krenz:
Wie kann ich mein Baby bei neuen Vorhaben, wie Sitzen, Laufen, Drehen
unterstützen?
Liesel Polinski: Sie können Ihr Kind am besten dadurch
unterstützen, indem Sie sein Tun mit Worten begleiten und ermutigen
und es so viel selbständig machen lassen, wie es kann und
will.
Ein Beispiel dafür, wie Sie Ihr Baby in seiner
Selbständigkeit unterstützen können:
Schon von Geburt an hält
ein Säugling seinen Kopf, wenn er über die Seite hoch genommen und
auch wieder abgelegt wird. Indem die Eltern formulieren, was sie
vorhaben und mit Worten ihr Tun begleiten, kann sich das Baby mit
seinen Bewegungen darauf einstellen.
Bilden Sie um den
Brustkorb des Babys, das auf dem Rücken vor Ihnen liegt mit beiden
Hände eine Schale, drehen es auf der Unterlage behutsam auf eine
Seite - ein klein wenig mehr Richtung Bauchlage - und nehmen es
langsam hoch. Zuerst wird der Kopf angehoben, dann der Rumpf und als
Letztes die Füße. Das Baby wird immer über die Seite hochgenommen,
in die es gerade schaut. Wenn Ihr Kind immer in die gleiche Richtung
schaut, motivieren Sie es durch Ansprache und Bewegungen Ihres
Gesichtes in die andere Richtung zu schauen.
Sie merken, dass Ihr
Kind in dieser Lage sein Köpfchen schon gut halten kann, also aktiv
ist.
Legen Sie das Baby auch genau so über die Seite wieder
ab und drehen es erst auf der Unterlage wieder auf den Rücken.
Begleiten Sie Ihr Tun mit Worten.
Alle Bewegungen sollte
man dem Baby zu beiden Seiten ermöglichen. Also auch mal von der
anderen Seite her aufnehmen und auf dem anderen Arm
tragen.
Auch beim „Drehen lernen“ können Sie Ihr
Baby mit einer PEKiP® -Anregung unterstützen:
Ihr Kind macht
seine ersten Versuche, sich auf den Bauch zu drehen. Sie sehen es,
schauen es an, reichen ihm Ihren Zeigefinger, an dem es sich dann
selbst in die Bauchlage ziehen kann. Wenn Sie es bei seinem Tun mit
Worten unterstützen, haben Sie in diesem Moment das Optimale für
die Entwicklung Ihres Babys getan.
Babys sind von sich aus sehr
ehrgeizig. Wie oft versuchen sie z.B. sich zu drehen und wie oft
drehen sie sich, um es immer besser zu können, wenn sie es uns mit
einem stolzen Lächeln zeigen.. Danach ist es wichtig, dem Kind auch
immer wieder zuzumuten, es selber zu probieren, bis auch dies
klappt.
So können Babys schon in den ersten Wochen in ihrer
Entwicklung zum selbständigen Menschen
begleitet und unterstützt
werden. Durch Beobachtung und „Miteinander Tun“
lernen Eltern die Vorlieben und Besonderheiten des Babys kennen und
können darauf eingehen. So baut Ihr Baby Vertrauen zu seinen
Bezugspersonen und auf.
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