Auch im neunten Lebensmonat sollte das Kind etwa 200g pro Woche zunehmen und deutlich an Appetit gewinnen. Kinder sind in diesem Monat in der Regel motorisch recht aktiv, was zu deutlichen Gewichtsschwankungen führen kann. Um das Gewicht weiterhin im Auge behalten zu können, lohnt es sich, ein Diagramm mit den Perzentillinien für Gewicht und Längenwachstum zu besorgen und dieses zu führen, sollte das nicht eh schon geführt werden. Grundsätzlich gilt, solange sich die eingetragene Gewichts- und Längenwachstumkurve parallel zu den Linien befinden, handelt es sich um einen vollkommen normalen Verlauf. Die Linie für das Längenwachstum und die für das Gewichtswachstum sollten etwa im gleichen Bereich des Diagramms liegen. Sollte es große Veränderungen, zum Beispiel eine starke Ab- oder Zunahme des Gewichts geben, welche man daran sehen kann, dass sich die eingetragene Kurve stark von der nächstliegenden Linie entfernt, so sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden.
Ist bei deinem Kind immer noch nicht der erste Zahn durchgebrochen, so gehört es vielleicht zu den 14% der Kinder, die erst innerhalb des neunten Monats nach der Geburt ihren ersten Zahn bekommen. Hinweise auf einen bevorstehenden Durchbruch des Zahns können vermehrtes Speicheln, Unruhe, Durchfall und ein wunder Popo, sowie Rötungen am Zahnfleisch, leichtes Fieber und rote Bäckchen sein. Dies alles kann, muss aber nicht eintreten und viele Kinder überraschen ihre Eltern eines Tages einfach damit, dass ein Stückchen kleiner, weißer Zahn aus dem Kiefer hervorschaut.
Ernährung
Nur etwa 4% aller Kinder erhalten ihren ersten Brei mit dem Löffel erst mit neun Lebensmonaten. Für die meisten Kinder in diesem Alter gehört die tägliche Breimahlzeit mittlerweile fest zum Tagesablauf dazu und die Milchmenge, die das Kind konsumiert, nimmt nun stetig ab. Es kann nun langsam auch begonnen werden, mit leicht gesalzen Speisen das Kind an die Erwachsenennahrung heranzuführen. Viele Eltern stellen sich in spätestens diesem Alter die Frage:
Wann soll ich mein Kind entwöhnen?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein Kind weniger Nahrung aus der mütterlichen Brust bezieht, je älter es wird. Wichtig ist zu verstehen, dass die mütterliche Brust nicht nur ein Ort der Nahrung ist, sondern auch ein Ort, an dem das Kind Zuwendung und Trost suchen kann. Manche Kinder wollen eigentlich nur noch an die Brust, um sich zu beruhigen und weil sie sich dort geborgen fühlen und leicht einschlafen können. Grundsätzlich steht dem Abstillen gegen Ende des ersten Lebensjahres nichts entgegen. Wichtig ist hierbei nur, dass man sich dies frühzeitig überlegt, denn das Abstillen ist kein Prozess, der von heute auf morgen umzusetzen ist. Die Umstellung sollte langsam und über einige Wochen, vielleicht sogar einige Monate hinweg erfolgen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die am wenigsten benötigten und geforderten Brustmahlzeiten die sind, die durch Brei ersetzt werden sollten. Je weniger die Mutter tagsüber noch stillt, desto mehr wird die Milchbildung zurückgehen, bis die Milch schließlich letztendlich komplett ausbleibt. Medikamentöses abstillen sollte nur in einzelnen Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden, da es weder für die Mutter, noch für das Kind, noch für die Beziehung zwischen den beiden besonders ratsam ist.
Motorische Entwicklung
Zwischen dem neunten und zehnten Lebensmonat erreichen die Kinder in der Regel einen weiteren Meilenstein in ihrer motorischen Entwicklung. Zu diesem Zeitpunkt können sie sich aufsetzen und frei ohne Hilfe sitzen.
Auch bei dieser Fertigkeit ist es wieder schwer anzugeben, wann genau sie bei welchem Kind eintritt. Manche sind auch hier deutlich früher dabei und manche brauchen einfach etwas mehr Zeit. Grundsätzlich sollte man sich keine großen Gedanken darüber machen und selbst, wenn das Kind mittlerweile ein Jahr alt wird und sich immer noch nicht fortbewegt, so ist dies kein Grund zur Besorgnis. Es gibt einfach Kinder, die deutlich langsamer sind, dieses meistens aber recht schnell wieder aufholen.
Wenn das Kind frei sitzen lernt, so kann man beobachten, dass die meisten Kinder irgendwann beginnen, sich in den Schneidersitz oder den umgekehrten Schneidersitz zu setzen. Der umgekehrte Schneidersitz bedeutet nichts anderes, als dass die Beine nach hinten gedreht sein. Viele Orthopäden gehen davon aus, dass dieses nicht besonders vorteilhaft ist und deshalb von den Eltern unterbunden werden sollte. Zu beachten ist allerdings, dass es einige Kinder gibt, die eine Hüftgelenkanomalie haben und gar nicht anders auf dem Boden sitzen können, als mit den Beinen nach hinten im abgewickelten Winkel. Ob und inwieweit schädlich diese Art zu sitzen für das Kind ist, kann eigentlich nur ein erfahrener Orthopäde oder Osteopath, vielleicht sogar der Kinderarzt beantworten. Sobald das Kind aber frei sitzen kann, kann es auch besser am Leben teilhaben. Das Sitzen eröffnet dem Kind in der Regel ganz neue Möglichkeiten und zum ersten Mal hat das Kind die Möglichkeit, einen Gegenstand mit zwei Händen sinnvoll zu begutachten, ohne dafür auf dem Rücken liegen zu müssen.
Da das Sitzen aber ein anstrengender Prozess ist, kannst du immer wieder beobachten, dass das Kind aus dem Sitz heraus wieder in eine andere Position rückt, sich ein wenig bewegt und ausruht, um sich dann erneut hinzusetzen und etwas genauer zu begutachten. Weitere Informationen zum Thema Spätentwicklern in der motorischen Entwicklung, als auch zu dem, was in den nächsten Monaten bevorsteht, kannst du im Artikel Motorische Entwicklung des Kindes von 0-24 Monaten nachlesen.
Beziehungsverhalten
Spätestens im neunten Lebensmonat setzen sowohl die Trennungsangst als auch das Fremdeln bei den meisten Kindern ein. Beide haben den Zweck, das Kind an die Eltern und andere Bezugspersonen zu binden. Wie stark sich Trennungsangst und Fremdeln auf das Kind auswirken, ist von Kind zu Kind recht individuell und grundsätzlich abhängig vom Alter, der Persönlichkeit, sowie den weiteren Lebensumständen.
Betreuen lassen sich Kinder in der Regel nur von Personen, die wohlbekannt sind und die ihre elementaren Bedürfnisse befriedigen und ihnen somit die notwendige Geborgenheit und Zuwendung vermitteln können. Grundsätzlich trennt sich ein Kind nur sehr ungern von seinen Eltern und von den primären Bezugspersonen.
Das Kind wird in der Regel von widersprüchlichen Gefühlen bestimmt. Zum einen ist es neugierig und will seine Umwelt erkunden, alles Neue sehen und erfahren, zum anderen halten es Trennungsangst und Fremdeln aber zurück. Eltern und auch andere Bezugspersonen nehmen hierbei die Rolle eines sicheren Hortes ein, von dem aus das Kind seine Erkundungen starten und zu denen es zurückkehren kann, wenn es müde ist oder wenn es sich vor etwas erschreckt hat und sich nun fürchtet.
Schlafentwicklung
Mit neun Monaten schlafen die meisten Kinder in der Regel nun durch. Sie müssen nachts nichts mehr essen, haben sich an die abendlichen Rituale gewöhnt, gelernt sich selbst zu beruhigen, wenn sie nicht gerade krank sind, Schmerzen haben oder ihr Schlafbedürfnis schon tagsüber erfüllt wurde oder der Vollmond am Himmel steht. Es gibt in der Regel keinen Grund mehr, warum das Kind nicht durchschlafen sollte. Viele Kinder in diesem Alter beruhigen sich selbst damit, dass sie rhythmische Bewegungen mit dem Körper oder den Kopf ausführen und sich somit wieder in den Schlaf wiegen. Jedes Kind hat seinen ganz individuellen Schlafbedarf und wenn man diesen überstrapaziert, indem man das Kind zum Beispiel tagsüber mehr schlafen lässt, so werden die Kinder in der Nacht häufiger wach, wollen gar nicht erst ins Bett oder stehen morgens auch vor Sonnenaufgang auf.
Um den aktuellen Schlafbedarf und das Schlafverhalten deines Kindes genauer zu ermitteln, kannst du ein 24-Stunden-Protokoll über mindestens zehn Tage hinweg führen, um zu sehen, wie seine biologische Uhr der Zeit gestellt ist. Wenn man diese biologische Uhr ändern will, so muss man dies in kleinen Schritten durch etwa 15-minütige Veränderungen am Tag tun. Wichtig ist hierbei darauf zu achten, dass der gesamte Schlafbedarf sich insgesamt nicht groß verändert. Es bringt genauso wenig, wenn das Kind weniger schläft, als es müsste und man muss es auch nicht länger schlafen lassen, als es das tut. Je besser du dich auf die Bedürfnisse deines Kindes in Bezug auf seinen Tagesschlaf einstellst, desto ruhiger werden die Nachtruhe und auch die Mittagszeit verlaufen. Änderungen an der biologischen Uhr brauchen etwa 7-14 Tage, um wirklich aktiv zu werden. Das ist nicht ganz einfach, aber es lohnt sich. Einzelne Tage, an denen das Kind mal mehr oder mal weniger geschlafen hat, zählen hierbei übrigens nicht.
Entwicklungssprung
Auch im neunten Lebensmonat gibt es keinen eigenen Entwicklungsschub. Trotzdem kann es natürlich sein, dass dein Kind immer noch mit den Auswirkungen des letzten Entwicklungsschubs aus Monat acht zu kämpfen hat. Wenn du noch einmal nachsehen möchtest, was der letzte Entwicklungsschub so alles mit sich gebracht hat, so kannst du das hier tun:
37. Woche - Die Welt der Kategorien
Auch kann es sein, dass dein Kind es besonders eilig hat und sich schon wieder etwas merkwürdig benimmt und du den Eindruck hast, dass es bereits auf den nächsten Entwicklungsschub, der allerdings regulär erst mit elf Monaten ins Haus stehen würde, zugeht. Sollt dies der Fall sein, so kannst du unter
Konkrete Anzeichen des 7. Entwicklungsschubs nachlesen, ob die Symptome womöglich stimmen. Möglich sind allerdings auch weitere Zahnungen oder einfach eine kleine Erkrankung, die dein Kind ein wenig unzufrieden und unleidlich sein lässt.
Wie du deinem Kind helfen kannst
Auch im neunten Monat kannst du dein Kind am besten dadurch unterstützen, dass du ihm Möglichkeiten bietest, die Welt, in der es lebt, zu erforschen. Grundsätzlich solltest du hierbei darauf achten, nur so viele Grenzen zu setzen wie unbedingt nötig sind und ihm somit so viele Freiheiten einzuräumen wie möglich. Wie du deinem Kind sonst noch helfen kannst, kannst du in dem Artikel
Wie du deinem Kind mit etwa 8 Monaten helfen kannst nachlesen. Da die kindliche Entwicklung vom achten auf den neunten Monat keine großen Sprünge macht, lassen sich alle Vorschläge immer noch sehr gut umsetzen und werden dem Kind somit in seiner Entwicklung helfen. Solltest du der Meinung sein, dass dein Kind damit unterfordert ist, kannst du schon mal einen Blick in den Artikel
Wie du deinem Kind mit 11 Monaten helfen kannst werfen. Achte aber darauf, dass du dein Kind damit nicht überforderst!
Beschäftigungsideen
Die große weite Welt bietet für ein Kind jede Menge interessante Dinge, die es erforschen kann. Dies solltest du dir zunutze machen und daraus Spielideen ableiten, mit denen du dein Kind in diesem Alter beschäftigen kannst. Viele Dinge, die Kleinkinder alltäglich umgeben, üben, so das Kind nicht damit spielen darf, eine unglaubliche Faszination auf sie aus. So kannst du mit einfachen Haushaltsgegenständen dein Kind beschäftigen und bei Laune halten. Aber auch Züge und Tiere werden weiterhin als besonders interessant empfunden, ebenso wie alles, wo das Kind selbst etwas erfahren oder erleben kann. Du kannst dein Kind mit lustigen Pompons spielen lassen, Klatschspiele mit ihm spielen, auch kannst du dein Kind immer mal wieder etwas sortieren oder aus- und einräumen lassen und natürlich ist es immer eine gute Idee, das Kind mit anderen Kindern in Kontakt zu bringen. Womit du dein Kind sonst noch auf Trab halten kannst, das erfährst du im Artikel
Spielideen für Babys ab neun Monaten.
Gefahren und Interessen
Auch die Interessen und Gefahren, die deinem Kind im neunten Lebensmonat begegnen sind noch dieselben, wie jene aus dem achten Lebensmonat. Wenn du diese nun noch einmal nachlesen möchtest, so kannst du das hier:
Dinge, die dein Kind mit acht Monaten interessieren tun. Auch ein Blick in die Zukunft kann sich lohnen. Obwohl der nächste Entwicklungsschub erst mit elf Monaten ansteht, könnte es trotzdem interessant sein, was dich dann erwarten wird. Hier kannst du dies schon einmal nachlesen:
Dinge, die dein Kind mit 11 Monaten interessieren.
[KaKra]