Ist ein Mensch von einer Hörstörung betroffen, so kann er, je nach Schweregrad und Ausprägung, bestimmte Frequenzen nicht mehr oder nur noch sehr ungenau wahrnehmen. Die betroffenen Laute werden dann in der Regel von den hörbeeinträchtigten Menschen entweder gar nicht mehr oder nur noch ungenau artikuliert. Es kommt hierbei dann zu Auslassungen von Lauten, zu einer fehlerhaften oder verwaschenen Aussprache von Konsonanten und häufig auch zu einer Vereinheitlichung des Klangbildes bei den Vokalen.
Im Deutschen sind hiervon vor allem die Zischlaute wie „s“, „sch“ und „f“ betroffen. Dies führt nicht selten dazu, dass der Zuhörer die Laute kaum mehr voneinander unterscheiden kann. Daraus folgt, dass die gesprochene Sprache von Kindern, Jugendlichen aber auch Erwachsenen nur schwer verständlich, wenn nicht sogar unverständlich, ist.
Darüber hinaus kann es neben den artikulatorischen Auffälligkeiten zu einem nasalen Klang in der Stimme, weiteren Auffälligkeiten im Bereich der Sprechatmung und der Prosodie kommen.
Welche Ursachen haben Audiogen bedingte Sprechstörungen?
Wie der Name schon sagt, entstehen diese Sprechstörungen aus einem Hörproblem heraus.
Häufigkeit
Da die Sprechstörungen nur ein Resultat eines Hörproblemes ist, gibt es keine zuverlässigen Daten über die Häufigkeit dieser Störung.
Diagnose
Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch wird im Rahmen einer logopädischen Untersuchung eine Einschätzung der Spontansprache vorgenommen. Diese wird je nach Alter und Interessen der betroffenen Person in einem Gespräch oder in einer Spielsituation durchgeführt. Dabei wird die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache eingeschätzt und untersucht, welche Laute korrekt verwendet, fehlerhaft gebildet oder gar ausgelassen werden. Darüber hinaus werden Screenings zur Artikulationsüberprüfung durchgeführt.
Auch die auditive Unterscheidungsfähigkeit für Sprachlaute wird überprüft. Dies geschieht in der Regel auch bei der Benutzung von Hörgeräten. Zusätzlich zu diesen Dingen wird die Fähigkeit des Absehens der Laute vom Mund, also umgangssprachlich des Lippenlesens, überprüft. Dies geschieht, da das Lippenlesen den Hörgeschädigten zur Unterstützung des Sprachverstehens in Gesprächen hilft.
Die Diagnostik umfasst also sowohl die Erfassung der sprachlichen Auffälligkeiten, als auch der Ressourcen des betroffenen Kindes oder Erwachsenen.
Behandlung
Die Therapie beim Logopäden richtet sich immer nach dem Schweregrad der festgestellten Sprechstörung, sowie nach dem Alter, dem Entwicklungsstand und den Interessen des Patienten. Das Ziel dieser Therapie ist die Annäherung an die korrekte Artikulation der Sprachlaute der deutschen Sprache in der Spontansprache. Es werden Artikulationsübungen, auditive Diskriminierungsübungen sowie Übungen zur Stabilisierung und zum Transfer dieser in die Spontansprache eingesetzt.
Sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen lernen die Artikulationsstelle, ihre Art und den Ort der betroffenen Laute sehr genau wahrzunehmen. Darüber hinaus werden sie lernen, die Artikulationsbewegungen über die kinästhetische Wahrnehmung im Mundraum zu kontrollieren. Zur visuellen Unterstützung können Mundbilder, Lippenlesen, Lautsymbole, Zeichensysteme oder lautbegleitende Gebärden eingesetzt werden. Ein intensives Training und häufige Wiederholungen sind bei einer Audiogen bedingten Sprechstörung absolut notwendig.
Rat und Hilfe für Eltern
Sollte dein Kind an einer Hörstörung leiden, so findest du Hilfe bei HNO-Ärzten, Beratungs- oder Frühförderzentren für Hörgeschädigte oder Selbsthilfeorganisationen wie zum Beispiel Selbsthilfeverbänden von Eltern hörgeschädigter Kinder oder dem
Deutschen Schwerhörigenbund oder dem
Deutschen Gehörlosenbund.
[KaKra]