Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 09.12.2010 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Doch die Ablehnung und Angst vor Weihnachten ist eine ernst zu nehmende Angststörung. Diese kommt meist von negativen Erlebnissen und hat fast immer mit der Vergangenheit zu tun.
Viele Menschen verstehen diese Art von Angst nicht, weil Weihnachten für sie mit Frieden, Liebe und Behaglichkeit verbunden ist. Sie haben Freude an Geschenken und der Bescherung. Wir vergessen dabei völlig, dass die Festtage nicht für jeden schön sind. Eine Santaclausphobie entwickelt sich, wie jede andere Phobie meist auch, durch Schlüsselerlebnisse. Diese müssen nicht unbedingt mit einem Schockerlebnis verbunden sein, sondern können sich auch über einen längeren Zeitraum entwickeln.
Santaclausphobie
So ist es nicht verwunderlich, dass so manchem Kind vermittelt wurde, Weihnachten sei das Fest der Abrechnung für alle ‘Untaten’ des vergangenen Jahres. Freude kann bei solchen Aussichten, wohl nur bedingt aufkommen. Es manifestieren sich hingegen beständig negative Gefühle beim Kind, die es selbst als Erwachsener nicht ablegen kann. Meist ist dieser Erwachsene nicht in der Lage, die genauen Gründe seiner Ablehnung des Weihnachtsfestes zu nennen, da mit der Unterdrückung der Angst auch deren Ursache zu ignorieren versucht wird.
Verantwortlich für die Entstehung einer Santaclausphobie kann auch die Art und Weise sein, in der man Weihnachten wiederholt erlebt hat. Denn nicht jeder Mensch kann die Weihnachtszeit genießen. Vorbereitungen, Einkäufe, Planungen und der Kauf der Geschenke sind häufig mit Stress verbunden. Diese Anspannungen übertragen sich rasch auch auf die ganze Familie und Studien haben gezeigt, dass gerade in der Adventszeit wesentlich öfter Streitigkeiten in Familien auftreten als zu jeder anderen Jahreszeit. Erlebt nun ein Kind von klein auf, dass Weihnachten mit bunten Lichtern und laut streitenden Eltern verbunden ist, die sich eventuell sogar mit Scheidung drohen oder trennen, dann verbindet der spätere Erwachsene Weihnachten mit negativen Gefühlen bis hin zu einer tief sitzenden Angst.
Auch traumatische Erlebnisse in der Weihnachtszeit können zur Santaclausphobie führen. Der Verlust eines lieben Menschen in der Weihnachtszeit, ein Unfall, Brand oder besonders große Not können Auslöser der Angst und Ablehnung sein. Dabei versucht sich der Betroffene zu schützen, in dem er das Ambiente dieser Festzeit völlig ablehnt und so nicht Gefahr läuft, an das Geschehene erinnert zu werden.Doch wie kann man die Santaclausphobie ablegen?
Manchmal ist bereits ein liebevolles, verständnisvolles Umfeld eine große Hilfe. Gemeinsam mit dem Partner oder der Familie die Ursachen der Ängste suchen, sollte das erste Ziel sein. Denn wenn man diese erst einmal kennt, kann man mit viel Geduld an die Aufarbeitung gehen. Eine Phobie heilt man selten in kurzer Zeit, so sollte allen Betroffenen klar sein, dass es mehrere Weihnachtsfeste und damit Jahre dauern kann, die Phobie zu überwinden. Auch vor professioneller Hilfe sollten sich Betroffene nicht scheuen und beispielsweise eine Gesprächstherapie in Erwägung ziehen. Ein häufiges Argument gegen diese Hilfe ist dabei: “Es geht doch nur um Weihnachten, da brauch ich doch keine Therapie!” Aber da sollte das Umfeld des Betroffenen behutsam vermitteln, dass es eben nicht nur um Weihnachten an sich geht, sondern darum, was sich in der Psyche als Phobie manifestiert hat. Verdrängte Erlebnisse, die im Inneren schlummern und die sich möglicherweise auch auf andere Situationen negativ auswirken können.
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