Zwölf: Bereitschaft für Schmerz
Eine Trennung bedeutet selbst bei beidseitigem und friedlichem Einverständnis Trauer, Verlust und Schmerz. Man ist gezwungen, sich mit dem Scheitern der Partnerschaft auseinander zu setzen. Spätestens dann, wenn man frisch getrennt ist. Ist man selbst bereit, diese Gefühle zu tragen und sich damit auf unbestimmte Zeit auseinander zu setzen?
Dreizehn: Gibt es gemeinsame Kinder?
Auch wenn Kinder kein Grund sein sollten, eine zerrüttete Beziehung aufrecht zu erhalten, sollte man sich bewusst sein, dass eine Trennung der Eltern auch eine zumindest teilweise Trennung der Kinder bedeutet. Sie trennen sich von Gewohntem und können damit nicht immer einfach locker umgehen. Bin ich selbst bereit, meinen Kindern diesen Schritt zuzumuten?
Vierzehn: Gemeinsame Vergangenheit
In einer längeren Beziehung hat man die Möglichkeit, sich immer wieder vergangene Zeiten, die man gemeinsam erlebte, ins Gedächtnis zu rufen und miteinander Revue passieren zu lassen. Dies verleiht der Partnerschaft ein Fundament, zeigt was man bereits miteinander durchmachte, welche Hürden man fähig ist, zu nehmen und eröffnet oft eine neue Blickrichtung, wenn man sich sagen kann „Weißt Du noch damals...? Wenn wir das zusammen geschafft haben, wird uns doch dies gerade nicht entzweien können, oder?“
Fünfzehn: Glück und Unglück
Eine wichtige Frage in der Beziehung ist oft „Bin ich glücklich?“. Spürt man in genau dem Moment nicht übersprühendes Glück, wird man sich sehr wahrscheinlich eine negative Antwort geben. Stellt man die Frage allerdings etwas anders, verändert sich zwar die Grundlage der Fragestellung nicht, jedoch kann die Antwort wesentlich positiver ausfallen. „Bin ich unglücklich?“ wird selten mit einem lauten „Ja“ beantwortet. Eher wohl mit „Ich schäume gerade nicht vor Glück über, aber auf keinen Fall bin ich wirklich tief unglücklich. Und es kann nicht jeden Tag die Sonne hoch scheinen. Ich glaube eben fest an ein Morgen voller lachen.“
Sechzehn: Finanzielle Umstellung
Eine Trennung bedeutet fast immer auch eine finanzielle Umstellung. Bin ich bereit, diese auf mich zu nehmen?
Siebzehn: Sich vermissen
In sich zu gehen und sich zu fragen, ob man die Gegenwart des Anderen störend empfindet, ist recht einfach. Schwieriger dagegen, sich mit einem möglichen Vermissen auseinander zu setzen. Aber genau das ist wichtig, um sich seiner eigenen tiefen Gefühle bewusst zu werden. Einige Stunden oder Tage nicht mit dem Partner zusammen zu sein, kann 'Heimweh' hervorrufen. Das ist für jeden Menschen ein untrügliches Zeichen, dass da noch etwas ist, was an der Beziehung festhält und das einem ein gutes Gefühl gibt.
Achtzehn: Eigene Standpunkte vertreten
Viele Beziehungen scheitern an kontroversen Ansichten. Immer wieder versucht man in oft Endlosdiskussionen eben seinen Standpunkt zu vertreten. Das verhärtet aber auch Fronten und verhindert zunehmend, dass man aufeinander zugeht. Den eigenen Standpunkt zu vertreten ist wichtig. Nur können die Wege flexibel sein und müssen nicht in Streit enden.
Neunzehn: Vertrauen
Egal wie turbulent eine Beziehung ist, sie ist das Vertrauen? Es mag nötig sein, sich hin und wieder Auszeiten voneinander zu gönnen, aber man sollte sich vor einer endgültigen Trennung bewusst machen, dass man danach eben genau diese vertraute Achterbahnfahrt nicht mehr hat. Höhen und Tiefen müssen nicht schlecht sein. Sie zeigen vielmehr oft besonders das, was man am Anderen schätzt und bestärken das Vertrauen in die Partnerschaft.
Zwanzig: Engel und Teufel
In absolut keiner Beziehung kann man sich selbst und dem Partner klar die Rolle des Engels oder Teufels zuweisen. Jeder Mensch vereint Stärken und Schwächen, Macken und bewundernswerte Eigenschaften. Sich bewusst zu sein, dass beide Partner einen Heiligenschein mit Hörnern tragen, verdeutlicht auf vielleicht sogar humorvolle Art, dass kein Mensch perfekt und fehlerfrei sein kann. „Wir beide sind Engel und Teufel in einer Person und das macht uns gemeinsam aus.“, kann eine grundlegende Erkenntnis sein, mit einem Lächeln an dem festzuhalten, das man sonst einfach wegwerfen würde.
Hat die Beziehung noch eine Chance?
Dies alles können keine Garanten sein, eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Und selbstverständlich gibt es noch unzählige weitere Gründe, die man aufführen könnte. Allein aber, sich mit einigen dieser Fragen, die gegen eine vorschnelle Trennung sprechen, auseinander zu setzen, zeigt oft Perspektiven, die man so sonst nicht sehen kann. Jeder noch so winzige Punkt, den man sich selbst gegen die Trennung zusprechen mag, ist ein Zeichen zu kämpfen und nicht das aufzugeben was man hat und vielleicht tiefer schätzt, als es einem gerade bewusst ist.
[SyKo]