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Alleine und ausgegrenzt
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Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 03.07.2012 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Viele Eltern kennen das Gefühl der Hilflosigkeit, wenn ihr Kind immer wieder Opfer von
Hänseleien, bis hin zum
Mobbing wird. Wir stehen da, wollen unser Kind schützen, doch wissen wir nicht wie. In dem guten Glauben, es richtig zu machen, begehen wir dann vielleicht nur allzu schnell Fehler, die sich später als Nachteil für unser Kind herausstellen.
Statt das Kind zu stärken, haben wir es noch angreifbarer gemacht, in dem wir uns zwischen Täter und Opfer warfen. Ein wahrer
Teufelskreis kann entstehen, indem die Attacken gegen das Kind schlimmer werden und es sich den Eltern gegenüber verschließt. Diese Verschlossenheit kann verschiedene Ursachen haben.
1. Eltern bleiben im Hintergrund
Wir wollen uns stets wie Löwen vor unsere Kinder werfen und bemerken dann nicht, dass gerade das sie angreifbar machen kann. Kinder, die nicht lernen, sich ihren Verbalangreifern weitestgehend allein zu stellen, werden so erst recht gemobbt, bekommen die Täter die Chance dazu, das Kind allein zu erwischen. Unsere Aufgaben als Eltern liegen also im Hintergrund, direkt beim Kind, fernab der Tätergruppe.
2. Einzelne Kinder sind angreifbarer
Selten suchen sich Täter ihre Opfer aus Gruppen aus. Das heißt im Klartext, je integrierte Kinder in einem festen Freundeskreis sind, je größer ist die Immunität gegenüber Mobbern. Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind und so kommt es nicht selten vor, dass wir den Freundeskreis unserer Kinder zu selektieren versuchen und deutlich zwischen bevorzugten und nicht erwünschten Freunden trennen. So gut wir es auch meinen, müssen wir uns vor Augen halten, dass nicht unser Geschmack bei der Freundeswahl zählt. Nur, wenn wirklich Schaden für das eigene Kind zu erwarten ist, sollten wir eingreifen. Dann aber zuerst einmal ein Bild verschaffen, ob nicht vielleicht Vorurteile unsere Ablehnung formt. Die Freunde der Kinder einzuladen, gemeinsam etwas zu unternehmen oder auch das Kind regelmäßig Freunde besuchen zu lassen, ist dabei ein wichtiger Schritt.
3. Eine starke Familie
Der familiäre Rückhalt ist für Kinder, die regelmäßig Opfer von Hänseleien sind, besonders wichtig. Dabei geht es nicht darum, gemeinsam auf die Täter zu schimpfen, sondern dem Kind immer wieder den Rücken zu stärken, in dem es sich bewusst ist, Teil einer starken Familie zu sein Im Schoß der Familie Sicherheit und Geborgenheit zu bekommen gibt Kindern das Gefühl der Stärke, dass es für das Leben draußen braucht. In früheren Zeiten benutzte man den Begriff Sippe noch häufig. So abwertend diese Wort heute auch genutzt wird, bedeutet es eigentlich nur, eine Gemeinschaft aus Familienmitgliedern, die undurchdringbar zueinander hält und für jeden Einzelnen wie eine Burg ist. Dies können wir, unabhängig von der Größe der Familie, auch heute noch für unsere Kinder sein.
4. Selbstvertrauen stärken
Unsere Kinder stärken wir am besten, indem wir ihnen Möglichkeiten geben sich Herausforderungen zu stellen. Nicht immer muss alles gleich gelingen. Misserfolge animieren, etwas so lange weiter zu versuchen, bis es funktioniert. Kritik ist dabei ebenso wichtig, wie Lob. “Sicher, Du hast recht, die Kartoffeln hast Du etwas großzügig gesalzen. Das lässt sich ja auch schwer dosieren! Beim nächsten Mal nimmst Du halt etwas weniger. Dafür aber hast Du den perfekten Garpunkt getroffen, was auch nicht gerade leicht ist. Wenn Du so weiter machst, kochst Du bald bessere Kartoffeln, als Mama/Oma.”
Auch Sportvereine oder Selbstverteidigungskurse können das Selbstvertrauen von Kindern stärken. Je sicherer ein Kind sich ist, Stärken zu haben, je weniger wird es sich in die Opferrolle drängen lassen.